Selbstliebe,  Spiritualität im Alltag

Astrologie und Selbstliebe

Portraitfoto des Astrologen Holger A. L. Fass
Holger Alfred Ludwig Faß im Gespräch über Astrologie und Selbstliebe

Barbara Nobis: In diesem Interview werden wir über die Verbindung der Astrologie zur Selbstliebe sprechen. Herr Faß, mögen Sie sich dazu vielleicht vorab in zwei Sätzen vorstellen?

Holger Alfred Ludwig Faß:  Ich bin Astrologe und beschäftige mich mit der Astrologie, seit dem 16. Lebensjahr. Jetzt bin ich 57 Jahre alt und seit rund 24 Jahren selbstständig. Weitere Informationen finden interessierte Leser/-innen auf meiner Webseite.

Das Tabuthema Selbstliebe in der astrologischen Beratung

Barbara Nobis: Kommen wir zur ersten Frage. Wie häufig wendet sich jemand an Sie und sagt dabei direkt, dass er Ihre Dienste in Anspruch nimmt, um etwas für seine Selbstliebe zu tun. Ist solch ein Fall in Ihrer Beratungspraxis nicht eher selten? 

Holger Alfred Ludwig Faß: Der Begriff der Selbstliebe fällt bei meinen astrologischen Beratungen eher in versteckter Form und wird nicht so offensiv genannt. Manchmal fragen die Klienten allerdings schon, wie sie eine bessere Beziehung zu sich selbst herstellen können. Lässt sich ein Klient wegen Konflikten mit anderen Menschen von mir beraten, kommen wir möglicherweise auch auf das Thema Selbstliebe. Da zeigt sich manchmal, dass der- oder diejenige mit sich selbst nicht im Reinen ist. Insofern nimmt meine astrologische Beratung eine Wendung in Richtung Selbstliebe. Jedoch wird der Begriff »Selbstliebe«  so gut wie nie direkt ausgesprochen. Deshalb habe ich mich bereits gefragt, warum das der Fall ist. 

Anhand der Reaktion meiner Klienten mutmaße ich, dass die Selbstliebe in unserer Kultur mit Scham behaftet ist. Es scheint nicht schicklich zu sein, anderen einzugestehen, dass man seine Selbstliebe steigern möchte. Es ist in unseren Breitengraden eher der normative Anspruch, andere zu lieben und sich für sie einzusetzen. Ich habe das Gefühl, dass sich viele in unserem Kulturkreis schämen, wenn Sie sich dieselbe Liebe zukommen lassen, die sie selbstverständlich für ihre Mitmenschen übrig haben. Selbstliebe wird da mit Egoismus und Narzissmus in Verbindung gebracht, wobei die Selbstliebe ja nichts mit Egozentrik zu tun hat. 

Das Foto zeigt die Umrisse eines Mannes und einer Frau mit Krone, die jeweils auf sich selbst zeigen. Dies illustriert einen Narzissmus, der in einem Mangel an wahrer Selbstliebe beruht.
Der Astrologe Holger Faß macht bei seinen Beratungen immer wieder die Erfahrung, dass viele Menschen Selbstliebe mit Narzissmus in Verbindung bringen. Selbstliebe definiert der Astrologe als ein »Mit-sich-im-Reinen-sein« und dabei auch die eigenen Schwächen liebevoll zu umarmen. Dahingegen bläht ein narzisstischer Mensch (aus einem Mangel an wahrer Selbstliebe) seinen Selbstwert auf. Gleichzeitig ist er unfähig, sich in andere Personen einzufühlen und sie und ihre Bedürfnisse als gleichwertig zu betrachten. Foto: Depositphotos.com

Selbstliebe entspricht einer liebenden Mutter, die ihr Kind umarmt

Barbara Nobis: Was ist denn für Sie Selbstliebe?

Holger Alfred Ludwig Faß: Für den Begriff Selbstliebe benutze ich gerne folgende Formulierung: Der Mensch ist mit sich selbst im Reinen. Wir haben dann einen guten Kontakt zu uns selbst. Dies schließt ebenfalls jene Dinge mit ein, die wir an uns nicht gut finden, aber nicht ändern können. Ich glaube, dass jeder Mensch etwas an sich nicht mag. In der Therapieszene heißt es dann, der oder die Betreffende müsse daran arbeiten. Alternativ könnten wir uns mit all unseren scheinbaren Schwächen liebevoll umarmen. Diese liebevolle Selbstakzeptanz schließt nicht aus, dass wir dennoch an bestimmten Eigenschaften arbeiten, die wir als kritisch empfinden. Wir verhalten uns selbst gegenüber dann wie eine liebende Mutter, die ihr Kind umarmt. 

Barbara Nobis: Gehe ich recht in der Annahme, dass die Astrologie nicht nur in Sachen Selbstliebe eher ein Werkzeug ist, um die Situation zu analysieren? Wenn ich mir zum Beispiel das Geburtshoroskop anschaue, dann sehe ich die grundsätzlichen Bewusstseinsanlagen, nicht wahr? 

Astrologie ist mehr als das Beschreiben von Anlagen im Geburtshoroskop

Holger Alfred Ludwig Faß: Was Sie gerade beschrieben haben, ist auf jeden Fall ein Teil der Astrologie, wobei die Anlagen im Geburtshoroskop an sich noch gar nicht so viel aussagen. Dafür ist die Astrologie zu facettenreich. Um ein Bild zu nutzen: Nehmen wir an, dass eine bestimmte  Anlage im Horoskop einem Dreieck entspricht. Nun gibt es jedoch tausende von Arten, ein Dreieck zu malen. Wenn ich also »Dreieck« sage, wissen wir noch nicht, wie dieses Dreieck exakt aussieht. Die Anlage sagt also noch nichts über die konkrete Ausgestaltung aus. Das Beschreiben der Anlagen ist folglich nur ein Aspekt der Astrologie. Im philosophischen Sinne gesprochen, stellt uns das Leben Fragen. Und die Frage hieße in diesem Fall: Wie zeichnest du dein Dreieck? Es ist die Aufgabe von uns, zu jeder Anlage eine individuelle Antwort zu finden. 

Astrologie können wir jedoch auch auch als Ideengeber beim Finden einer passenden Antwort nutzen. Da geht es dann darum, wie ich mit bestimmten Situationen idealerweise umgehe. Es hängt also immer davon ab, wie man die Astrologie nutzt. Ich kann die Astrologie auch dafür einsetzen, um Prognosen aufzustellen. Das ist wiederum ein ganz anderes Thema.

Fehlende Selbstliebe = Mond in Opposition zu Saturn? 

Barbara Nobis:  Lassen Sie uns beim Aspekt der Selbstliebe in Kombination mit der Astrologie bleiben.  Da gibt es in einem Geburtshoroskop konkrete Konstellationen wie zum Beispiel den Saturn im vierten Haus oder den Mond in Opposition zu Saturn. Ich mutmaße, dass jemand hier möglicherweise die Selbstliebe nicht in die Wiege gelegt bekommen hat. Aber ich bin ja nur ein Laie. Daher frage ich Sie, welche Faktoren im Geburtshoroskop darauf hindeuten, dass beim Thema Selbstliebe Entwicklungspotenzial angezeigt ist. 

Holger Alfred Ludwig Faß: Lassen Sie uns Ihr Beispiel von der Mond-Saturn-Verbindung aufgreifen. Das wäre solch eine astrologische Anlage, solch ein Dreieck. Wie der Einzelne dieses Dreieck malt, ist eine ganz individuelle Angelegenheit. Da gibt es verschiedene Varianten. In der Regel kommen Menschen zu mir in die Beratung, die mit dem Dreieck, so wie sie es bisher gezeichnet haben, nicht zufrieden sind. Sie erleben das von Ihnen gezeichnete Dreieck als problematisch. 

Ohne jetzt zu unserem Thema Selbstliebe und Astrologie ein konkretes Horoskop vor mir zu haben, bezieht sich der Mond generell auf die Gefühlswelt eines Menschen. Der Mond verweist zum Beispiel auf den Kontakt zu den eigenen Gefühlen. In Ihrem Beispiel steht diesem Gefühlsausdruck Saturn gegenüber. Dabei wird der Saturn bei vielen Menschen mit dieser Konstellation als Hindernis erlebt. Bei einer Opposition von Saturn und Mond haben wir oft den Eindruck, ein anderer Mensch würde unser Gefühlsleben blockieren beziehungsweise einschränken. Insofern könnte uns beispielsweise ein anderer Mensch verbieten, uns emotional zu äußern. Dieses Verbot könnte in der Vergangenheit gegolten haben. Ich denke da an die Botschaften unserer Eltern in der Kindheit. Mutter oder Vater könnten zu uns etwa gesagt haben:  »Sei nicht so laut!« oder  »Spiel dich nicht so auf!«  

Das Opfer- und Chancen-Dreieck hinsichtlich der Selbstliebe in der Astrologie 

Holger Alfred Ludwig Faß: Der Saturn ist jedoch nicht immer der böse Hindernisgeber. Er entspricht dem inneren Auftrag,  für uns im besten Sinne verantwortlich zu sein. In diesem Fall hieße das: Lieber Mensch, dein Job ist es, Verantwortung für die Art und Weise zu übernehmen, in der du deine Gefühle ausdrückst. Fühle dich verantwortlich dafür, wie du deine Gefühle in die Welt bringst – und was du damit machst. Diese Verantwortung kannst du niemandem zuschieben. Weder im Guten noch im Schlechten. Wenn du die Verantwortung etwa auf deine Mutter abwälzt, wirst du sagen: »Weil meine Mutter früher gesagt hat, ich würde mich aufspielen, bin ich heute total verklemmt.« Das mag funktionieren, aber es macht denjenigen, der dies sagt, nicht glücklich.

Barbara Nobis: Dass heißt, die Menschen kommen zu Ihnen mit einer Art Opfer-Dreieck. Sie argumentieren dann: Ich bin ein Opfer, weil… und unterlegen ihre Argumentation mit einer bestimmten astrologischen Konstellation. Um bei der Selbstliebe zu bleiben: Ich würde dann beispielsweise den Steinbock im vierten Haus meines Geburtshoroskopes als Grund dafür nennen, dass es mit der Selbstliebe hapert. Sie sagen mir dann als Klientin: Liebe Frau Nobis, machen Sie sich klar, dass Sie kein Opfer sind. Schließlich wissen Sie aufgrund Ihrer Kindheitserfahrungen, wie Sie sich und Ihre Gefühle heute nicht mehr behandeln wollen. 

Holger Alfred Ludwig Faß: Genau. Sie haben es sehr schön angedeutet, dass die Wege, das  Opfer-Dreieck als Chancen-Dreieck zu zeichnen, sehr unterschiedlich sind. Die Struktur des Horoskops enthält darüber hinaus bereits Informationen darüber, wie man zu diesem Chancen-Dreieck gelangt. Für das vierte Haus im Zeichen Steinbock könnte ein astrologischer Ratschlag lauten: Nutzen Sie Ihre analytischen Fähigkeiten, um mit Ihrer Gefühlswelt in Verbindung zu kommen. Schaffen Sie klare Räume, in denen sie sich emotional austoben können.

Ein Beispiel für den Bezug von Uranus zur Selbstliebe

Nehmen wir als weiteres Beispiel die Kombination von Uranus und Mond. Auch das könnte anzeigen, dass der Betreffende die Gefühle unterdrückt. Dabei ist der Begriff »Unterdrückung« jetzt nicht die klassische Vokabel, die wir mit Uranus verbinden. Dennoch könnte sich der Betreffende  von seinen Gefühlen entfremdet fühlen. Bei Uranus würde man eher in die experimentelle Arbeit einsteigen, über etwas Verrücktes, Schräges. All das sind Vokabeln, die wir dem Uranus zuordnen können. Und darüber könnte der/die Horoskopeigner/-in dann versuchen, der eigenen Gefühlswelt näher zu kommen.

Barbara Nobis: Uranus es steht für mich für eine unangemessene Gefühlsäußerung. Und was vermitteln die Astrologie, beziehungsweise Sie als Astrologe Ihrem Klienten mit einem Problem in Sachen Selbstliebe/Gefühlsäußerung? Sie sagen ihm, dass sie völlig in Ordnung ist, diese Uranus-Mond-Konstellation zu haben. Sie raten ihm folglich, diese Anlage in einen anderen Rahmen zu stellen. Nach dem Motto: »Lieber Klient, wenn es dich unglücklich macht, immer den den Klassen- oder Firmenclown zu spielen, würde es dich vielleicht glücklicher machen, deine Gefühle durch eine verrückte Darbietung auf der Straße auszudrücken. Wie wäre es mit einer künstlerischen Performance auf dem Markplatz? Wie wäre eine Tanzdarbietung in Form eines Flashmobs – zusammen mit anderen?« Im Prinzip sagen Sie: Lieber Klient, deine Konstellation ist in Ordnung. Du darfst jedoch an deiner Ausdrucksform arbeiten. 

Es gibt kein schlechtes Horoskop

Holger Alfred Ludwig Faß: So ist es. Die Grundannahme, mit der ich in ein Horoskop hinein schaue ist folgende: Jeder Mensch ist in Ordnung so, wie er ist – und damit auch sein Horoskop. 

Deshalb gibt es kein schlechtes Horoskop. Es gibt nur sehr unterschiedliche Arten, eine Konstellation im Horoskop umzusetzen. Ich greife mal Ihr Beispiel mit dem Klassenclown auf. Wenn der Mensch mit seiner Rolle als Klassenclown glücklich ist, dann ist das völlig in Ordnung. Erst an der Stelle, wo jemand sagt, ich fühle mich mit dieser Variante meines Dreiecks nicht mehr wohl, gebe ich mir als Astrologe die Erlaubnis, zusammen mit dem Klienten nach Alternativen zu schauen. 

Barbara Nobis: Wer sucht jedoch einen Astrologen auf, wenn er glücklich ist…

Holger Alfred Ludwig Faß: Genau, die meisten kommen zu mir, weil ihnen irgendwo der Schuh drückt.

Das Bild zeigt eine astrologische Uhr. Laut der Astrologie lässt das Zusammenspiel von Ort und Zeit Rückschlüsse zu hinsichtlich etwaiger kritischer Faktoren bei der Selbstliebe.
Für den Astrologen Holger Alfred Ludwig Faß gibt es kein schlechtes Horoskop. Das gilt auch im Hinblick auf die Liebe und die Selbstliebe, die in einem Geburtshoroskop unter anderem durch die Venus dargestellt wird. Ist diese ungünstig aspektiert, kann dies ein Indiz dafür sein, dass es beim Horoskopeigner hinsichtlich der (Selbst)Liebe Entwicklungsbedarf gibt. Foto: Depositphotos.com

Venus unter Beschuss – oder: Gibt es typische Konstellationen, die eine mangelnde Selbstliebe andeuten? 

Barbara Nobis: Gibt es denn typische astrologische Konstellationen, die auf einen Bedarf in Richtung Selbstliebe hinweisen? Ich hatte ja eben schon das Beispiel von Saturn oder Steinbock im vierten Haus genannt. Auch haben wir gerade über die Opposition von Mond und Uranus gesprochen. Welche astrologischen Konstellationen deuten folglich an, dass es mit der Selbstliebe hapert? 

Holger Alfred Ludwig Faß: Die Antwort ist schwierig. Ich muss gleichzeitig ja und nein sagen: Ein Ja ist es, weil die Selbstliebe unter anderem etwas mit der Venus im Horoskop zu tun hat. Ich bleibe da jetzt pauschal. Aber wenn wir in einem Geburtshoroskop eine Venus sehen, die unter starkem Beschuss steht, ergibt sich der Verdacht, dass es aktuell oder in der Vergangenheit für den Horoskopeigner schwierig war/ist, sich selbst zu mögen. 

Auf Ihre Frage nach den astrologischen Konstellationen, die anzeigen, dass es schwierig ist mit der Selbstliebe, muss ich gleichzeitig auch mit Nein antworten. Wenn wir Selbstliebe als ein umfassendes Konzept verstehen, dann sollte ich als Astrologe alle Teile des Horoskops einbeziehen. Da geht es dann nicht nur um die Venus und ihre Verbindungen. Wichtig ist hier auch etwa die Art und Weise, wie sich der Horoskopeigner durchsetzt, also das Mars-Prinzip. Setzt sich der Betreffende liebevoll durch? Ist er mit seinen Überzeugungen und Ideologien in einem guten Kontakt? Hier reden wir beispielsweise über das Jupiter-Konzept. 

Barbara Nobis: Als Fazit folgere ich daraus, dass in der Astrologie eine »schlecht« aspektierte Venus nicht das A und O in Sachen Selbstliebe ist. Vielmehr gilt es, auch die anderen Planeten in die Analyse mit einzubeziehen. 

Astrologie und Selbstliebe im Horoskop: Bitte keine Spekulationen! 

Holger Alfred Ludwig Faß: Ganz genau. Allerdings ist es in der Astrologie hochspekulativ zu sagen, dass ein Horoskopeigner ein Problem mit der Selbstliebe hat, ohne mit ihm ein Gespräch geführt zu haben. Im Falle eines Verdachts weiß ich nicht, ob eine bestimmte Einschränkung noch aktuell ist. 

Es ist immer leichter, über Kindheit und Jugend zu sprechen, weil wir da die Konstellationen in ihren Extremen erleben. Später finden wir aufgrund des Reifungsprozesses des Erwachsenwerdens andere Varianten, um mit derselben Thematik umzugehen. Und dann kann es sein, dass jemand sagt: Stimmt, als kleines Mädchen habe ich mich immer abgewertet und gedacht, dass ich nichts kann und nichts bin. Heute habe ich jedoch einen anderen Punkt erreicht.

Barbara Nobis: Ich hatte ja eben von der Astrologie als Analyse-Tool gesprochen. Ist es deshalb bei einem Astrologen eher so, dass er es entsprechend des aktuellen Zustands des Klienten bei bestimmen Empfehlungen belässt? Oder arbeitet ein Astrologe zum Beispiel in Sachen Selbstliebe auch therapeutisch mit seinen Klienten? 

Astrologie ist mehr als ein reines Analysewerkzeug

Holger Alfred Ludwig Faß: Meiner Ansicht nach greift das Verständnis der Astrologie als reines Analysewerkzeug zu kurz. Gleichzeitig empfände ich es als anmaßend, zu glauben, ich besäße die goldene Weisheit, weil ich eine Stunde lang in das Horoskop eines Menschen geschaut habe. Dieser Mensch lebt jedoch bereits 50 Jahre lang mit seinem Horoskop!

Manche sind vielleicht überrascht, dass ich einiges aus ihrem Leben anhand ihres Horoskops weiß. Das ist dann die Ist-Situation. Interessant wird es dagegen, wenn wir ein Ziel beschreiben, also die Soll-Situation. Und noch wichtiger ist es, den Weg zu diesem Ziel zu beschreiben. Da kann die Astrologie durchaus jede Menge leisten. Ein Astrologe kann etwa sagen, wann die beste Zeit ist, um sich beispielsweise mit der Selbstliebe zu befassen. Schließlich ist es nicht immer eine gute Zeit, um ein bestimmtes Ziel anzustreben, weil gerade etwas anderes ansteht. 

Als Astrologe kann ich außerdem Methoden benennen. Natürlich kann nicht wie ein Magier einem Klienten eine neue Verhaltensweise anzaubern. Das geht nicht. Aber ich sehe es als meinen Auftrag, im Rahmen einer Beratung mit konkreten Ideen, Fragen, Hausaufgaben und Übungen einen Weg zu ebnen. All dies dient dazu, dem Klienten eine Chance zu eröffnen, um besser mit einer Konstellation umzugehen, die er als problematisch empfindet. Das ist gleichzeitig die hohe Kunst der Astrologie.

Vielleicht ist das jetzt ein bisschen frech: Aber das unterscheidet den Laien-Astrologen vom Profi. Nach einem Basis-Astrologie-Kurs sind Sie recht schnell in der Lage, ein Horoskop zu analysieren. Wenn jedoch ein Veränderungsprozess aus dem Horoskop heraus konzipiert werden soll, die für den Klienten gut und richtig ist, braucht es ein bisschen mehr als eine Grundausbildung. 

Barbara Nobis: Und die Methodik für diesen Veränderungsprozess ersehen Sie aus den aktuellen Konstellationen? 

Holger Alfred Ludwig Faß: Da gehört mehr dazu als nur das Grundhoroskop. Das ist ja erst einmal nur das Kochrezept. Dann muss ich jedoch schauen, was die Küche, in der ich gerade bin, mir bietet. Ist alles Notwendige für das Rezept vorhanden? Das entspricht der aktuellen Zeitqualität, die ein Astrologe auf jeden Fall berücksichtigen sollte. 

Mit Astrologie zur Selbstliebe: Die Übergänge von der Beratung zum Coaching und zur Therapie sind fließend

Barbara Nobis: Ich komme nochmals zurück auf die Astrologie als therapeutisches Instrument.  Bestimmte Transformationsprozesse erfordern meines Erachtens zum Beispiel Körpertherapien. Gehe ich also Recht in der Annahme, dass Sie als Astrologe nach einer Beratung gegebenenfalls auf andere Disziplinen im Bereich des Coachings verweisen?

Holger Alfred Ludwig Faß: Die Übergänge zwischen Therapie und Beratung sind manchmal fließend. Nicht jeder braucht oder möchte eine Therapie. Eine Beratung ist in der Regel einmalig. Vielleicht gibt es da noch eine Wiederholung. Eine Therapie erstreckt sich dagegen über einen längeren Zeitraum mit regelmäßigen Kontakten. Das sind schon die äußeren Unterschiede. 

Wenn ein Klient sich bemüht, die Impulse einer astrologischen Beratung umzusetzen, dann allerdings feststellt, dass die aufgezeigten Wege alleine schlecht zu gehen sind, sollte er sich selbstverständlich einen Therapeuten oder Coach suchen, der gut zu ihm passt. 

Ein guter Astrologe weiß um die beste Therapie zur Steigerung der Selbstliebe

Holger Alfred Ludwig Faß: Aus dem Horoskop werde ich in solch einem Fall mehr als nur eine Grundsatzempfehlung geben. Ich kann dem Klienten auch sagen, welche Form der Therapie für ihn besonders erfolgsversprechend ist. Nicht für jeden ist die Körpertherapie das richtige Mittel. Ebenso ist nicht für jeden eine Psychoanalyse die richtige Methode. Die Kenntnis über die verschiedenen Coaching- und Therapiemethoden halte ich darum für sehr wichtig. Möglicherweise ersehe ich aus dem Horoskop, dass es hilfreich wäre, die Selbstliebe mittels des Neuro-Linguistische Programmierens zu unterstützen.

Wenn ein Astrologe, beziehungsweise eine Astrologin weitere Fachkenntnisse hat, halte ich es auch für legitim, wenn sie oder er diese in ein längerfristiges Coaching mit hineinnimmt. Ich bin zum Beispiel nicht nur Astrologe, sondern auch systemischer Therapeut. Beides kann ich nutzen. Wenn ich jedoch die Methode bei einem Coaching wechsele, halte ich es für wichtig, dem Klienten mitzuteilen, dass Methode XY kein astrologisches Instrument darstellt. Darüber hinaus gibt es so einige Kolleginnen und Kollegen, die die Astrolgie mit anderen Coaching-Methoden und Therapieformen kombinieren. 

Astrologie und der richtige Zeitpunkt, um sich mit der Selbstliebe zu befassen

Barbara Nobis: Was kostet es, sich den besten Zeitpunkt für eine Therapie bestimmen zu lassen? Wenn Ihnen ein Klient nach einer astrologischen Beratung etwa sagt, dass er tiefer in das Thema Selbstliebe einsteigen möchte und nicht weiß, wann er damit am besten beginnen sollte.

Holger Alfred Ludwig Faß: Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt berechne ich nach dem Zeitraum, den ich mir da anschaue. Wie bereits gesagt kommt es sehr selten vor, dass jemand den Zeitpunkt für eine Therapie erfragt. In der Regel geht es um die besten Termine für Hochzeiten oder Krankenhausaufenthalte. Und da gibt es einen Grundpreis von 45 Euro plus 10 Euro pro Woche. Schaue ich mir vier Wochen an, sind wir bei 85 Euro, die dann anfallen. Ich muss mir ja dann jeden Tag anschauen und es macht schon einen Unterschied, ob ich mir das gesamte Jahr 2022 anschaue, oder nur den Februar 2022. 

Aber nochmals: Die Frage nach dem besten Zeitpunkt für eine Therapie kommt so gut wie nicht vor. Der Startpunkt eines therapeutischen Prozesses ist auch nur bedingt wichtig. Da sprechen wir eben nicht über einen Moment. Anders sieht es da bei operativen Eingriffen aus, die in der Regel eine halbe Stunde oder eine Stunde dauern. Bei einem therapeutischen Prozess sprechen wir über einen Zeitraum von einem Jahr. Da ist der eine Moment nicht ganz so entscheidend. 

Das Bild zeigt die Skulptur eines jungen Mannes, dessen makelloser Körper sich auflöst. Dies verweist auf die scheinbaren Mängel des Menschen, die wir liebevoll annehmen dürfen.
Der Mensch, ein Mängelexemplar? In unserer Jugend fühlen wir uns zu dick, zu dünn, zu wenig leistungsfähig. Dieses scheinbare Ungenügen setzt sich fort: Die Mängel des Alters sind beispielsweise Falten sowie der Verlust der Seh- und Hörkraft. Deshalb rät der Astrologe Holger Faß dazu, in jedem Lebensalter die eigenen Schwächen liebevoll anzunehmen. Foto: Depositphotos.com

Habe den Mut, den Blick auf dich zu richten und mit dir ins Reine zu kommen

Barbara Nobis: Wir kommen zum Schluss des Interviews. Haben Sie noch etwas auf dem Herzen in Sachen Selbstliebe und Astrologie?

Holger Alfred Ludwig Faß: Nun ja, zur Astrologie kann ich selbstverständlich viel erzählen. Jedoch geht es hier ja um den Aspekt der Selbstliebe in der Astrologie. Anhand meiner über zwanzigjährigen Arbeit als Astrologe hege ich den Verdacht, dass ein dickes Selbstliebe-Verbot durch unsere Kultur wabert.

Das finde ich sehr bedauerlich, weil ich mittlerweile der Überzeugung bin, dass das christliche Gebot der Nächstenliebe erst erfüllt werden kann, wenn der zweite Passus des Satzes »Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst« ebenso gelebt wird.  Wir arbeiten sehr viel an der Verbesserung unseres Verhaltens im Außen – bezogen auf ein Du. Ich glaube jedoch, dass viel mehr Glücksgefühle und Gelassenheit entstehen würden, wenn wir den Blick auf uns richten würden, und mit uns ins Reine kämen. Wir sind einfach glücklicher und liebevoller wenn wir uns annehmen, wenn wir uns mögen und uns lieben gelernt haben. Davon würden  wahrscheinlich die vielen Beziehungskonflikte und Karriereprobleme nicht verschwinden; sie verlören jedoch an Gewicht und würden nicht mehr so einschneidend wirken. 

Astrologischer Online-Workshop zur Steigerung der Selbstliebe

Möchten Sie Ihre Selbstliebe mithilfe der Astrologie steigern? Holger Alfred Ludwig Faß wird ab dem 22. März den Teilnehmer/-innen seines Online-Kurses zeigen, wie Sie die Faktoren der Selbstliebe in einem Horoskop erkennen können. Weitere Ziele der vierteiligen Veranstaltung ist es, Strategien zu entwerfen, mit denen die Teilnehmer/-innen zu mehr Eigenliebe gelangen. Wie in diesem Beitrag gesagt, geht es letztlich darum, zu sich selbst in einen liebevollen Kontakt aufzubauen. Der Kurs wendet sich an Menschen mit astrologischen Grundkenntnissen. Weitere Informationen finden Sie hier.

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