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Barbara Nobis rezensiert »Faszination Seelenpartner«

Lesedauer:5 Minuten
Buchtitel:Faszination Seelenpartner: Der mystische Weg ins Licht
Lese-Sterne:*** (3 von 5 Sternen)
Autorin:Claudia Filkov
Rezensentin:Barbara Nobis

Eine Dualseelenliebe ohne »Happy End« im herkömmlichen Sinn 

Im Allgemeinen vermitteln Bücher über Dual- und Zwillingsseelen folgende Botschaften: Erstens: Ja, es gibt Seelenpartner – du bist nicht verrückt. Zweitens: Die Liebe, die du da erlebst, ist schicksalhaft/karmisch. Drittens: Dieses Buch zeigt dir, wie es dir als so genannter Loslasser/ Gefühlsklärer gelingt, dich selbst zu lieben, um danach mit deinem geliebten Menschen dauerhaft zusammenzukommen. 

Buchrezension Faszination Seelenpartner der mystische Weg ins Licht

Im letztgenannten Punkt unterscheidet sich »Faszination Seelenpartner: Der mystische Weg ins Licht«. Claudia Filkov beschreibt in ihrem 109-seitigen Band eben nicht vom Happy End. Hier geht es nicht um die glückliche Zweisamkeit, sondern um das Erwachen. Die Autorin skizziert ihren Weg zur bedingungslosen Liebe. Da manche Dualseelen-Liebe erst mit dem Tod eines der Seelenpartner offensichtlich wird, war dies für mich ein wichtiger Grund, die eBook-Ausgabe des Werkes zu lesen. Schließlich strebe ich seit dem Tod meiner Zwillingsseele danach, mich der bedingungslosen Liebe und dem Erwachen zu nähern.

Ob dies auch bei der Autorin des Werkes »Faszination Seelenpartner« so war? In einem ihrer anderen Bücher namens »Vor allen Anfängen bist du« erzählt sie, dass ihr Ehemann sechs Wochen nach der Hochzeit tödlich verunglückte. In der Folge erlebte sie das, was die Mystiker als »dunkle Nacht der Seele« bezeichnen. Immenser Schmerz überwältigte die junge Witwe, die irgendwann eine Präsenz um sich herum wahrnahm. Die Autorin berichtet im Anschluss, sie sei damals in eine andere Wirklichkeit erwacht. Sie fand: Erleuchtung, Stille, die Abwesenheit von Gedanken, Vollkommene Präsenz als Zeugin der Gegenwart. 

Folglich scheint es Claudia Filkov nicht wichtig, in »Faszination Seelenliebe« detailliert über den Beginn ihrer Dualseelen-Liebe zu äußeren. Sie belässt es bei einer kurzen Erklärung:

Ich werde in diesem Buch nicht von meiner eigenen Seelenpartner-Begegnung berichten, sondern euch mit den besonderen Dynamiken vertraut machen, die in einer solchen Verbindung vor sich gehen. 

Claudia Filkov in: Faszination Seelenpartner: Der mystische Weg ins Licht (Position 75)

Die Kernaussage von »Faszination Seelenpartner«: Die Liebe zur Dualseele bezweckt einzig deine Erleuchtung

Es scheint, als sei »Faszination Seelenliebe« aus der Position einer erwachten Zeugin geschrieben. Daher fehlen konkrete Hilfestellungen wie sie in anderen Ratgeberbüchern zu finden sind. Diese raten beispielsweise dazu, die eigenen Finanzen auf eine solide Basis zu stellen und das Leben zu genießen. Sie beschäftigen sich ebenso mit der Frage, ob Leser/-innen, die in einer Beziehung leben, ihren Partner/ihre Partnerin zugunsten der Dualseele verlassen sollten. 

Mit solchen Problemen befasst sich Claudia Filkov erst gar nicht – selbst wenn sie anfangs auf das Konzept des Gefühlsklärers und des Loslassers eingeht. Demnach ist der Gefühlsklärer derjenige, der gelernt hat, seine schmerzhaften Gefühle zu verdrängen. Er/Sie ist der Kopfmensch, wohingegen die/der Loslasser/-in sich eher als Gefühlsmensch sieht. Im Endeffekt, so Claudia Filkov, sind beide Liebenden einzig auf der Suche nach der (bedingungslosen) Liebe – und dem Erwachen. Wer es schafft, das etwas sperrig geschriebene Buch bis zum Schluss durchzulesen, wird ein bisschen mehr über den Verlauf und den Sinn des Dualseelenprozesses wissen.

Im Sinne der Advaita Vedanta erkennen die Seelenpartner, dass ihre Realität samt der Dualseele eine leidvolle Projektion ist. Demnach gibt es keine Trennung zwischen dem Subjekt, also dem Beobachter, und dem Objekt, also dem, was beobachtet wird. Das Wort Objekt bezieht sich auf alles Beobachtete, inklusive der Situationen und Menschen. Die Trennung, die wir in unserer irdischen Existenz erleben und auf der unser Leben basiert, ist nur eine Illusion. Diese gilt es zu überwinden. Wem dies gelingt, ist der bedingungslosen Liebe und dem Glück ein gutes Stück näher gekommen. 

Die unklare Gliederung des Buches »Faszination Seelenpartner« mindert das Lesevergnügen

Dass die eigenen Erfahrungen das Konzept der Advaita Vedanta-Lehre spiegeln, erwähnt die Autorin jedoch nicht ausdrücklich. Stattdessen heißt es im Kapitel DIE DUNKLE NACHT DER SEELE, die weibliche Seelenpartnerin (warum nur sie?) werde sich der in der Überschrift erwähnten mystischen Nacht gegenübergestellt sehen:

[…] wenn nun, ausgelöst durch die Gnade Gottes, Licht in ihr ward. Es ist dieses Licht, was überhaupt erst ermöglicht, den gesamten Schatten aus psychischen Blockaden und emotionalen Mustern, Ängsten und abgespaltenen Gefühlen, aufsteigen zu lassen […]

Claudia Filkov in: Faszination Seelenpartner: Der mystische Weg ins Licht (Position 502)

Formulierungen wie »Licht in ihr ward« klingen, als hätte Claudia Filkov in die dichterische Mottenkiste gegriffen. Des Weiteren gibt es kein Inhaltsverzeichnis, das Orientierung bieten könnte. Stattdessen finden die Leserinnen und Lesern unter der jeweiligen Überschrift meist kurze Kapitel vor. Zwischen den Passagen präsentiert Claudia Filikov die oft zitierte Fabel der Kugelnenschen sowie Gedichte. Einige stammen von ihr, andere poetische Gedanken sind das Gut mehr oder minder bekannter Dichter und Mystiker. Deren Sprache scheint die Autorin zum Teil übernommen zu haben. So bezieht sie sich in drei Passagen von »Faszination Seelenliebe« auf den »Dreschboden der Liebe«. Diese  Bezeichnung nutzte einst der Poet und Mystiker Khalil Gibran in seinem Text über die Liebe. Claudia Filkov spricht vom »Geliebten« – einem Wort, das der persische Mystiker Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī einst in seinen Gedichten verwendete. 

Finde zur Heilung, indem du deine Gefühle fühlst und erkennst, dass die Welt die Projektion deines Egos ist

Dabei wirken die Kapitel wie skizziert; sie erscheinen in loser und nicht immer logischer Reihenfolge. So behandelt die Autorin die Themen »Ausweg aus dem Dualseelenprozess« und »Ego versus Selbst«, nachdem sie sich bereits mit der Phase der Heilung befasst hatte. In diesem Zusammenhang betont Claudia Filkov, dass es wichtig sei, negative Gefühle zuzulassen und komplett zu spüren. Hierzu gehören die Emotionen wie etwa Ablehnung, Eifersucht, Schuld und Scham oder Minderwertigkeit. Ein guter Tipp, bei dem das Wie durchaus noch ein wenig mehr Raum hätte einnehmen dürfen. Es stellt sich nämlich die Frage, ob ein Mensch im Dualseelenprozess in der Lage ist, ohne Hilfe eines erfahrenen Begleiters Gefühle wie Wut, Angst und die Trauer über das Nichtgeliebtsein in Gänze zu spüren. Auch besteht die Gefahr, sich in den negativen Gefühlen zu verlieren.

Zwei weitere Kapitel, nämlich EGO VS. SELBST und DIE WORTLOSE DIMENSION DES SEINS deuten jene Fragen an, die ein Lehrender der Advaita Vedanta seinen Schülerinnen und Schülern stellen würde. Da soll sich der/die Lesende beispielsweise vorstellen, weder denken noch sprechen zu können. Im nächsten Schritt soll er sich fragen, ob er dennoch existiert. Claudia Filkov fordert ihn darüber hinaus auf, zu spüren, wie weit die Präsenz (das Selbst) von seinem Ich entfernt sei. 

Fazit des Buches »Faszination Seelenpartner«

Solche Übungen könnten Dualseelenpartnern helfen – wenn, ja wenn sie das Buch nicht vorzeitig geschlossen haben, weil sie es als »unerträglich« und »nicht empfehlenswert« einstuften (siehe die Rezensionen bei Amazon.de). Die Satzzeichenfehler, die nicht immer stimmigen Bilder sowie der Zeilenumbruch nach beinahe jedem Satz lassen darauf schließen, dass dieses Buch nie lektoriert wurde. Wie schade!  

Wäre das Buch sorgfältiger geschrieben und anschließend überarbeitet worden, hätte es zu einem Standardwerk werden können. Warum? Es vermittelt Menschen, die an der Liebe leiden, eine ganz andere Perspektive auf ihr Sein und ihre Seelenqualen. Es könnte ihnen Mut machen, sich den Herausforderungen zu stellen und zu erkennen, dass sie eben nicht der leidende Körper sind. Sie sind ewiges Bewusstsein, dass bedingungslos alle Erscheinungen liebt. Sie sind bedingungslose Liebe. Diese wichtige Botschaft tritt durch die unübersichtliche Struktur von »Faszination Seelenpartner« in den Hintergrund. Aber vielleicht führt die Erleuchtung dazu, dass Claudia Filkov die Welt und alles in ihr als perfekt empfindet – das eigene Buch eingeschlossen. Von daher dürfte ihr diese Kritik egal sein. 

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