Rezension: Klang der Stille
Lesedauer: | 5 Minuten |
Buchtitel: | KLANG DER STILLE. Ein Weg in den meditativen Innenraum |
Lesesterne: | ***** |
Autor: | Heidrun Otting Woll |
Rezensentin: | Barbara Nobis |
Stille, die Möhre aller Meditierenden
Das Buch «Klang der Stille« beschäftigt sich mit jenem Zustand, den alle Meditierenden erreichen wollen –die absolute Stille. Schließlich gilt sie als das wirksamste Mittel zur positiven Veränderung der eigenen Persönlichkeit und als Schlüssel zum wahren Glück. Der Klang der Stille entspricht einem Zustand des Bei-Sich-Seins, beim eigenen Herzschlag. Hier begegnet der Mensch seinem göttlichen Wesenskern und seiner Schöpfernatur. Leidbringende Grenzen und unumstößliche Realitäten gelten dann nicht mehr. Folglich wird die Welt laut der Autorin Heidrun Otting Woll zum Spielplatz der Möglichkeiten. Was für ein Versprechen! Nur wie gelangt der Mensch in einer Meditation in die Stille?
Es gibt viele Ratschläge, die die Meditierenden in die Stille führen sollen: Meditationslehrer/-innen halten Meditierende dazu an, den übermächtigen Verstand auszuschalten, indem sie bewegungslos in einer Position verharren, immer wieder die Atemzüge zählen oder ein Mantra sprechen. Empfohlen wird ebenso, regelmäßig zum gleichen Zeitpunkt zu meditieren.
»Klang der Stille« will Impulse für den Weg nach innen geben
Allerdings finden nur wenige Meditierende durch die eben genannten Methoden in den Zustand der absoluten Stille. Genau deshalb verfasste die Meditationslehrerin laut der Autorin Heidrun Otting Woll das Buch »Klang der Stille« mit Hilfe der Geistigen Welt. Das Buch ist nicht als Arbeitsbuch gedacht. Es will lediglich mit poesieähnlichen Kurztexten sowie mit gechannelten mehrseitigen Botschaften Impulse setzen. Sie sollen Meditierenden den Weg in den meditativen Innenraum erleichtern. Die Autorin hofft, dass die Leser-/innen in die Texte eintauchen und Facetten ihres Selbst wiederfinden. Gelingt ihr dies? Bleiben wir dazu beim eben erwähnten Beispiel, nämlich dem Frust, den Weg in die Stille nicht zu finden.
Die Kurztexte spiegelten genau meine Probleme mit dem Meditieren
Ich selbst habe mich in den poetischen Kurztexten »Still werden?« und «Stil werden« wiedergefunden. Da geht es um die unangenehme Spannung, die beim Meditieren auftreten kann, um die Frage, warum ich täglich trotz aller Unlust versuche, zu meditieren. Und es geht um die Akzeptanz aller Störfaktoren: Die Knackgeräusche im Zimmer, das Ticken der Uhr, das Surren der Heizung und auch der Lärm der vorbeirauschenden Autos. Dazu heißt es:
[…]
Das ist Alltag
Das ist Leben
Das gehört dazu
Und sei einfach da
Mit ihnen
Mit dir
In deinem Raum
Und sitze oder liege
Und aufeinmal
Spürst du es
Fällt Stille über dich, wie ein weiches warmes Tuch
Hüllt dich ein
Vielleicht nur einen Augenblick
Und auch er ist genug
Für heute
Du bist
Ganz bei dir
Ganz da
Still
Quelle: Heidrun Otting Woll. Klang der Stille. Seite 29/30
«Klang der Stille« ermutigt dazu, die eigenen Schatten anzusehen
Hilfreich fand ich auch die Texte zur Wahrnehmung und zum Umgang mit den eigenen Schatten. Es geht darum, die scheinbar unerträglichen Seiten, die sich in der Stille zeigen, anzunehmen. Es geht darum, diese Schatten mit einem «Ja, so bin ich ebenfalls« anzunehmen. Denn: Das Anschauen dieser Schatten ist nach Ansicht von Heidrun Otting Woll unerlässlich, um verdrängte Persönlichkeitsaspekte zu erlösen und die eigene göttliche Natur zu erkennen. Dass es nur wenigen Menschen gelingt, regelmäßig diesen Zustand zu erreichen, ist nach Meinung der Autorin eine tief sitzende Angst, sich mit den eigenen Abgründen auseinanderzusetzen. Es ist eine Flucht- und Schutzmaßnahme des Bewusstseins.
Stille-Meditation ist keine Ersatzreligion
Das Buch »Klang der Stille« beleuchtet auch die Beziehung der Stille-Meditation zu den Religionen. Warum? Das In-die-Stille-Gehen führt dazu, dass die Meditierenden die göttliche Kraft in sich entdecken. Daher stellt sie die (rhetorische) Frage, ob es nicht das Ziel einer jeden Religionsgemeinschaft sein sollte, ihre Mitglieder dazu zu ermuntern, das eigene göttliche Selbst tief in sich zu entdecken. Allerdings kann es sein, dass eine Religionsgemeinschaft genau dies nicht gerne sieht. Die Sehnsucht der Menschen nach dem Göttlichen wird nach Ansicht der Autorin immer wieder dazu missbraucht, um Machtstrukturen aufzubauen und ihre Mitglieder in der Unmündigkeit zu halten. Meditation könnte allerdings dazu beitragen, die Religionssysteme aus ihrer Erstarrung zu befreien. Dementsprechend versteht sich «Klang der Stille« auch nicht als Anregung, Meditation als Religionsersatz zu nutzen.
Fazit: «Klang der Stille« ist ein leicht zu lesendes und inspirierendes Taschenbuch
Das eben erwähnte Thema «Meditation und Religionen« oder die Auswirkungen des Meditierens behandelt die Autorin mittels gechannelter Botschaften. Dabei sind auch diese mehrseitigen Texte leicht lesbar. Sie machen Mut, den eigenen Klang der Stille zu erfahren und so zur inneren Freiheit zu gelangen. Insgesamt habe ich das 148-seitige Taschenbuch, dass es ebenfalls als E-Book gibt, gerne gelesen. Es ist wahrscheinlich, dass ich es immer wieder mal zur Hand nehmen werde, um mich beim Meditieren zu unterstützen.