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Systemaufstellungen und Selbstliebe (Teil 1)

Wer sind Anja und Michael Hadrossek als Anbietende von Systemaufstellungen?

Anja und Michael Hadrossek
Die Heilpraktikerin Anja Hadrossek (links) mit ihrem Mann Michael Hadrossek. Der Geistheiler bringt Menschen in Kontakt mit dem Ganz-Sein und dem göttlichen Urvertrauen. © Foto: Michael Hadrossek

Barbara: Nobis: Bevor wir das Thema Systemaufstellungen und Selbstliebe besprechen, wäre es hilfreich, wenn Ihr Euch kurz den Leser/-innen vorstellt.

Michael Hadrossek: Mein Name ist Michael Hadrossek. Ich arbeite seit nunmehr 15 Jahren in Dortmund als Geistiger Heiler. Meine Praxis führe ich zusammen mit meiner Frau Anja. Sie ist Heilpraktikerin. Gemeinsam bieten wir Meditationsabende und Systemische Aufstellungen an. 

Anja Hadrossek: Darüber hinaus gibt Michael Workshops und Einzelsitzungen. Ausbildungs- und Seminartage gestaltet er in der Regel allein. 

Wie kamen Anja und Michael zur Systemischen Aufstellungsarbeit?

Michael Hadrossek: Zu den Systemaufstellungen sind wir durch eine Klientin gekommen, die selbst in ihrem Praxisbetrieb Familienaufstellungen anbot. Wir haben eine Zeit lang zusammengearbeitet und sie hat uns dabei die Aufstellungsarbeit nahe gebracht. 

Anja Hadrossek: Bert Hellinger habe ich vor vielen Jahren auf einem Kongress in Hannover kennenlernen dürfen. Ich hatte mich da bereits mit Aufstellungsarbeit befasst. Damals ging es bei Aufstellungen oft noch sehr dogmatisch zu. Uns Teilnehmer/-innen wurden Fragen und Antwortsätze vorgegeben, die wir in den Rollen sprechen sollten. Ich konnte nicht so viel damit anfangen. Aber auch Hellinger hat seine Aufstellungsarbeit stetig verändert. Er hat die Systemaufstellungen durch seine Bücher populär gemacht. 

Barbara Nobis: Bevor wir ins Detail gehen: Könntet Ihr kurz umreißen, was Ihr unter einer systemischen Aufstellung versteht? 

Michael Hadrossek: Systemische Aufstellung ist ja ein Sammelbegriff für verschiedene Verfahren. Der Wortbestandteil »System« deutet darauf hin, dass das gesamte System reagiert. Ursache hierfür ist das dabei wirkende Energiefeld, dass für alle Teilnehmenden einer Systemaufstellung erfahrbar wird. 

In einer Systemaufstellung drücken die Mitglieder eines Systems beispielsweise räumlich ihre Beziehung zueinander aus. Dies geschieht durch so genannte Stellvertreter/-innen. In den einzelnen Rollen kommen sie in Kontakt mit den Gefühlen, Gedanken und Empfindungen der dargestellten Personen. So werden unterschwellige Dynamiken sämtlicher Lebensbereiche für die Teilnehmer zunächst fühlbar und später auch sichtbar.

In Systemaufstellungen werden die Beziehungen, welche die Mitglieder eines Systems zueinander haben, unter anderem durch die Distanz oder die Nähe zueinander sichtbar. © Foto: Barbara Nobis

»Energetische« Systemaufstellungen: Was ist das? 

Barbara Nobis: Auf Eurer Website heißt es, dass Ihr »energetische Systemaufstellungen« anbietet. Inwieweit unterscheidet sich eine energetische Systemaufstellung von einer »normalen« Aufstellung. 

Michael Hadrossek: Ursprünglich entstand die Systemische Aufstellung aus der Familientherapie. Und sie taugt dazu, versteckte Probleme sichtbar zu machen. Allerdings stößt diese Methode an ihre Grenzen, wenn die Teilnehmenden im Kopf bleiben. Das ist bei einer energetischen Aufstellung anders. Hier zählen nicht nur der Kopf, sondern das Herz, das Fühlen. Auf diese Weise ist es möglich, versteckte Emotionen aus gespeicherten Konfliktsituationen nicht nur aufzudecken, sondern auch zu lösen.

Barbara Nobis: Systemische Aufstellungen haben meines Erachtens sehr viel mit den sieben hermetischen Gesetzen zu tun. Da geht es um das Prinzip »Wie oben, so unten, wie innen so außen«. Deshalb spüren die Stellvertreter-/innen jene Gefühle und Gedanken der dargestellten Personen. Ist damit nicht auch das Familienstellen nach Hellinger in gewisser Weise medial? 

Michael Hadrossek: Natürlich. Die Stellvertreter verbinden sich mit ihren Rollen. Spiegelneuronen werden aktiv. Es entsteht ein Bewusstseinsfeld. Letztlich lasse ich mich von diesem Feld führen – wie jeder andere auch. Ich versuche, so wenig wie möglich vorzugeben. Das ist jene Medialität, die jeder Mensch von Natur aus besitzt.

Anja Hadrossek: Es ist bei Michael vorher nichts geplant. Er folgt den Impulsen. Dagegen schienen mir die ursprünglichen Familienaufstellungen Hellingers, an denen ich seinerzeit teilgenommen habe, sehr verkopft. Es wurden mir Lösungssätze vorgegeben.

Das Foto illustriert anhand von zwei Köpfen, das beim Hineinführen in eine andere Person Spiegelneuronen aktiv werden.
Warum funktionieren Systemaufstellungen? Nach Ansicht des Geistheilers Michael Hadrossek werden Spiegelneuronen aktiv, wenn sich die Stellvertreter/-innen mit ihren Rollen verbinden. Sie tauchen ein in das Bewusstseinsfeld jener Person oder jener Situation, die sie darstellen. Foto: Depositphotos.com

»Energetische« Systemaufstellungen: Sich vom Feld führen lassen

Barbara Nobis: Dieses Sich-Vom-Feld-Führen-Lassen konnte ich bei einer Eurer Systemaufstellungen beobachten. Da ging es darum, dass Du aus dem Geschehen heraus sagtest, es würde die Rolle des Urgroßvaters des Aufstellers benötigt. Wie nimmst du das wahr, wenn Du spürst, dass es bei einer Aufstellung in die Vergangenheit geht? 

Michael Hadrossek: Ich nehme wahr, dass es sehr stark in den Bauch und ins Unterbewusstsein geht. Zieht es mich dabei nach hinten, weiß ich, dass es in der Zeit zurückgeht. Ich weiß aber nicht, wie weit es zurückgeht. Bleibt es in diesem Leben? Oder geht es über dieses Leben hinaus? Das ergibt sich.

Barbara Nobis: Nimmst du wie bei einem Jenseitskontakt beispielsweise einen alten Herrn mit Krummstock wahr? 

Michael Hadrossek: Manchmal nehme ich so etwas wahr. Aber es ist mir nicht so wichtig, dies zu thematisieren. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob das, was ich wahrnehme, symbolische Bilder des Unterbewusstseins (des Aufstellenden) sind, oder Erlebnisse aus der eigenen (ferneren) Vergangenheit. Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Manchmal sehe ich Bilder, manchmal Sequenzen, manchmal spüre ich bestimmte Emotionen. 

Barbara Nobis: Und das lässt du in die energetischen Systemaufstellungen einfließen… 

Michael Hadrossek: Sagen wir mal so: Ich diktiere es nicht – aber ich gebe dem Raum. Wenn es in eine bestimmte Richtung geht, dann ist das eben so. Manchmal ist es auch in Ordnung, dass sich etwas nur zeigt und löst. Dann muss ich das gar nicht zum Thema machen. 

Warum Systemaufstellungen für alle Beteiligten vorteilhaft sind

Barbara Nobis: Ich habe kürzlich an einem Eurer Aufstellungstage teilgenommen. Bei einer Aufstellung ging es um das Problem eines Mannes mit seiner Familie. Dabei zeigte sich sehr schnell der Vorteil für den Aufsteller: Er konnte sehen, wie sich jeder Darsteller und jede Darstellerin in ihrer Rolle fühlte. Das war für ihn wie ein AHA-Effekt. Er verstand, warum sich einzelne Mitglieder des Familiensystems in einer bestimmten Art und Weise verhielten. Deshalb konnte er ihnen gegenüber eine versöhnliche Haltung einnehmen. 

Allerdings frage ich mich, welchen Vorteil die Darstellenden haben, wenn sie die Rollen einer ihnen unbekannten Person übernehmen…

Michael Hadrossek: Meist ist es so, dass jeder Beteiligte bei solch einer Aufstellung eine Rolle übernimmt, die in irgendeiner Form etwas mit ihm zu tun hat. Durch die Rolle kommen sie mit etwas von sich selbst in Kontakt. Je nachdem, inwieweit sich ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin in die Rolle fallen lassen kann, ist dies im besten Fall mit der Auflösung einer belastenden Emotion verbunden. 

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Energetische Systemaufstellungen bieten die Chance, versteckte Emotionen aus gespeicherten Konfliktsituationen nicht nur aufzudecken, sondern sie auch zu lösen. © Foto: Michael Hadrossek

Die Teilnahme an Systemaufstellungen stärkt die Fähigkeit zum Fühlen 

Michael Hadrossek: Insgesamt fördert die Teilnahme an einer Systemaufstellung die Fähigkeit, intuitiv zu fühlen. Diejenigen, die immer wieder bereit sind, Rollen zu übernehmen, kommen mit der Zeit generell mehr ins Spüren – sie achten mehr auf ihre ganzheitliche Wahrnehmung. 

Es gibt noch einen weiteren Vorteil: Bei einer systematischen Aufstellung erhalten alle Beteiligten einen Überblick von oben. Hier kommen viele Rollen und Blickwinkel zusammen. Dadurch, dass bei einer Aufstellung diese vielen Rollen und Sichtweisen offensichtlich werden, haben die Beteiligten einer Aufstellung die Chance, sich von der Fixierung auf bestimmte Rollen zu lösen, die sie für gewöhnlich im Alltag einnehmen. 

Systemische Aufstellung02 Michael Hadrossek
Diejenigen, die als Stellvertreter/-innen an Systemaufstellungen teilnehmen, stärken ihre Bereitschaft, sich auf Gefühle einzulassen. Dies gilt für die eigenen Gefühle als auch die Gefühle anderer Menschen. © Foto Michael Hadrossek

Barbara Nobis: Wie du eben erwähnt hast, ist es dann jedoch nützlich, dass ich mich ganz auf die Rolle einlasse. Das kann manchmal sehr unangenehm sein. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Dame, die sich in eine tyrannische Mutter eingefühlt hatte. Das belastete sie während der Aufstellung zusehends, sodass sie vorzeitig die Rolle aufgab. 

Michael Hadrossek: Das ist ihre Bewertung gewesen, die ihr diese Rolle so unangenehm erscheinen ließ. Möglicherweise wird diese Dame dann auch im Alltag aus einer belastenden Situation oder einem belastenden Gefühl aussteigen und es verdrängen. Da zeigt sich, dass ein Gefühl, das jemanden dermaßen triggert, sehr viel mit diesem Menschen zu tun hat. 

Barbara Nobis: Diese Dame wollte mit dem Gefühl, dass sie für sich als sehr negativ bewertet hatte, nichts zu tun haben. 

Michael Hadrossek: Es wäre für sie nicht schlimm gewesen, die Rolle der »bösen« Mutter zu spielen, wenn sie das nicht bewertet hätte. 

Barbara Nobis: Das ist leicht gesagt, aber schwer getan… (lacht) 

Systemaufstellungen: Der Aspekt der Selbstliebe bei Übernahme einer Rolle 

Barbara Nobis: Ist es nicht auch ein Akt der Nächstenliebe, wenn ich mich als Stellvertreter/-in ganz und gar auf eine Rolle einlasse? Oder ist das jetzt zu weit hergeholt?

Michael Hadrossek: Natürlich kannst du das jetzt so benennen. Ich sehe es eher aus einem anderen Blickwinkel. Wir sind ja alle miteinander verbunden. Wir sind ja eins. Löse ich mit dem Aufstellenden sein Problem, löse ich auch jenes Hindernis, dass in mir ist. 

Barbara Nobis: Hätte sich die Dame dazu entschlossen, in der Rolle zu bleiben, hätte sie die Chance gehabt, für sich etwas zu lösen? 

Michael Hadrossek: Das ist jetzt Spekulation. Vielleicht hatte sie auch einfach nichts zu tun gehabt an diesem Tag. Ihre Aussage, es sei ihr zu unangenehm und sie verlasse jetzt die Aufstellung, deutet jedoch darauf hin, dass dieses Gefühl doch etwas mit ihr zu tun hatte: Also, womöglich ja. 

Barbara Nobis: Im Prinzip ist es dann Selbstliebe, wenn ich in einer für mich unangenehmen Situation bleibe. 

© Foto: depositphotos/Barbara Nobis

Gehe in einer Systemaufstellung wertfrei an Deine Rolle heran

Michael Hadrossek: In der Aufstellungsarbeit ist es Selbstakzeptanz – und ja, da ist es auch Selbstliebe. 

Barbara Nobis: Das heißt für Teilnehmende einer Aufstellung folglich, dass sie keine Scheu haben sollten, sich in so genannte Bösewichte einzufühlen. 

Michael Hadrossek: Wir haben alles in uns. 

Anja Hadrossek: Ich sehe nichts und niemanden in einer Systemischen Aufstellung als Bösewicht. Ich habe beispielsweise mal ein Krebsgeschwür dargestellt und einmal eine Magersucht. Der Kopf mag das als schlecht und unangenehm bewerten. Es fühlte sich für mich jedoch ganz anders an: Wie eine große Hilfe. 

Man kann vorab nicht sagen, dass eine bestimmte Rolle gut oder schlecht sein wird. Auch dann nicht, wenn der Aufstellende beispielsweise ein Krebsgeschwür als schlecht bewertet. Das sind seine Gefühle – und genau darum geht es: Die anderen Gefühle ebenfalls darzustellen. 

Barbara Nobis: Insofern war es für dich ein Glück, dass du an diese Rolle nicht wertend herangegangen bist. Du hast nicht gedacht: Igitt, Krebs. Das ist ganz schlimm. 

Anja Hadrossek: Ich bin einfach nur neugierig und finde es spannend. Wenn wir unseren Erfahrungsworkshops geben, sage ich den Teilnehmer/-innen immer: Stellt Euch vor, dass diese Veranstaltung ein Kindergeburtstag wäre. Wenn wir mit ihnen Übungen machen, sind viele zunächst sehr ängstlich. Dann schaltet sich ihr Kopf ein und sie glauben von sich, die ein oder andere Aufgabe nicht gut zu können. Sie haben viele Selbstzweifel. Am besten geht man völlig unvoreingenommen an die Übungen heran und vergleicht sich nicht mit anderen. Jeder ist in etwas anderem gut. Am besten ist es, einfach neugierig zu sein und sich auf alles zu freuen, was da auftaucht. 

Die ideale Einstellung eines Aufstellenden? Nimm jede Emotion ins Herz!

Barbara Nobis: Dieses wertfreie Ausprobieren wäre wahrscheinlich dann die ideale Einstellung eines Aufstellenden sowie eines Rollenspielers? Und für das Lösen eines Problems wäre es hilfreich, eine belastende Emotion im Bauch durchzufühlen und sie dabei ins Herz zu nehmen. 

Michael Hadrossek: Es wäre eine Möglichkeit.

Barbara Nobis: Ja, ich weiß, alles ist gut – OM. (lacht) 

Michael Hadrossek: Ja, das bestimmt ja immer die Person, die aufstellt oder eine Rolle darstellt. 

Michael Hadrossek geht davon aus, dass sich eine Seele ihre Eltern und die damit verbundene Ahnenreihe aussucht, bevor sie inkarniert. Demnach sind die »geerbten« hinderlichen Vorstellungen bereits vor der Inkarnation vorhanden. Zudem liegt es in der Selbstverantwortung eines jeden Menschen, beispielsweise in einer Systemaufstellung leidbringende Haltungen loszulassen. © Foto Depositphotos.com

Die Ahnenlinie bei einer Systemaufstellung

Barbara Nobis: Es gibt auf Netflix derzeit eine fiktionale Serie namens »Das andere Selbst«. Unter dem Begriff »Wurzelarbeit« wird die Systemaufstellung verbunden mit einer Art Rückführung. Dabei scheint sich auch der Heiler Zaman vom Feld führen zu lassen, um traumatische Erlebnisse bewusst zu machen und aufzulösen. Das gilt zum Beispiel für die junge Frau Leyla, die Panik vor tiefen Gewässern hat. Als sie als Aufstellerin an einer Wurzelarbeit-Sitzung teilnimmt, zeigt sich, dass ihre Urgroßmutter bei einer Flucht über das Meer erschlagen wurde und ertrank. 

Mir erscheint es sehr logisch, dass sich unerlöste Traumata meiner Ahnen in meinem aktuellen Leben auswirken. Und auf der Website von Bert Hellinger ist zu lesen, dass hinderliche Glaubenssätze in der Vergangenheit im Unterbewusstsein angelegt werden. Demnach schleppe ich das Paket meiner Eltern oder Ahnen mit mir herum…

Michael Hadrossek: Ich gehe davon aus, dass sich eine Seele ihre Eltern und die damit verbundene Ahnenreihe aussucht, bevor sie inkarniert. Es sind also Schicksalsgemeinschaften, die um ein Problem kreisen. Ein Problem, eine Abgrenzung, die die jeweilige Seele als Abgrenzung schon in sich getragen hatte. Selbst, wenn unsere Eltern uns beispielsweise hinderliche Vorstellungen vererbt haben, sind wir es letztlich selbst, die sich zum großen Teil daran hindern, etwas zu verändern. Wir sind diejenigen, die sich nicht öffnen, um etwas loszulassen. Wer trifft denn die Entscheidung, sich vom Leben zurückzuziehen oder sich dem Leben zuzuwenden? Dies spricht natürlich überhaupt nicht dagegen, auch in der Ahnenreihe das Problem zu lösen. Ganz im Gegenteil: Es macht Sinn, das Problem ganzheitlich zu lösen. 

Meiner Erfahrung nach kommen wir als fertige Persönlichkeit ins Leben. Natürlich werden wir dann mit weiteren Dingen konfrontiert; allerdings bringen wir in der Regel schon ganz viel von dem mit, was wir später ausleben werden. Da geht es nicht allein um die Glaubenssätze, die uns von außen aufgedrückt wurden. Sie sind eben auch Teil einer ureigenen Abgrenzung, die wir ins Leben mitgebracht haben.

Barbara Nobis: Aber eine Abgrenzung kommt ja nicht ohne Vorgeschichte um die Ecke. Da steckt ja meist eine Emotion verbunden mit Angst dahinter. 

Michael Hadrossek: Ja, da sind viele Ängste. Und das erlebe ich bei einem Baby im Bauch genauso wie bei einem 20-jährigen oder 80-jährigen. Gleiches gilt auch für einen Verstorbenen. Wichtig wäre dann zu schauen, woher diese Angst kommt. Doch da kommen wir in eine Grundsatzdiskussion: Inwieweit bin ich ein Spiegel meiner Umwelt? Dies schließt auch die Ahnenreihe mit ein. Hier lohnt sich auch zu schauen, inwieweit mich meine Umwelt spiegelt. Für mich geht es dabei, wie bereits gesagt, um die Eigenverantwortung.

Das Foto zeigt einen Jungen mit seiner schwangeren Mutter. Laut des Geistheilers Michael Hadrossek existiert das Energiefeld eines Menschen unabhängig davon, ob er noch nicht geboren wurde oder bereits verstorben ist.
Laut des Geistheilers Michael Hadrossek ist es hinsichtlich des Energiefeldes einerlei, ob der Mensch noch nicht geboren wurde, ob er sich im neunten Lebensjahrzehnt befindet oder verstorben ist. © Foto: Depositphotos.com

Rückführung oder Systemaufstellung? 

Barbara Nobis: Wenn ich mich dafür entschieden habe, aus einer tiefen Angst heraus an einem unguten Glaubenssatz festzuhalten. Was machst du mit dieser Angst? Machst du mit ihr überhaupt etwas? Oder ist es wirklich so simpel – und es ist einfach eine Entscheidung? 

Michael Hadrossek: Ja, letztlich ist es einfach eine Entscheidung. Man macht sich die Angst einfach nur bewusst.

Anja Hadrossek: Dasselbe denke ich auch. Letztlich ist es egal, von wem ich einen Glaubenssatz übernommen habe. Diese Herangehensweise endet möglicherweise mit einer Schuldzuweisung und damit macht man es sich zu leicht. Die Frage ist doch: Warum habe ich diesen Glaubenssatz übernommen? Und warum halte ich daran so verbissen fest? 

Barbara Nobis: Naja, ich verstehe mich als Energiestrahl. Und als Barbara habe ich mich entschieden, mich mit bestimmten Dingen nochmals auseinanderzusetzen, die mein Ahne nicht gelöst oder sogar verursacht hat. Unabhängig davon, frage ich mich, was für diese Auseinandersetzung hilfreicher ist: Sollte ich das Problem mittels einer Rückführung angehen oder ist es angebrachter, das Problem aufstellen zu lassen? Vielleicht ist beides gleich gut geeignet?

Michael Hadrossek: Auch in den Aufstellungen gehen wir manchmal über 20 oder 30 Generationen zurück und lassen dann das Problem nach vorne kommen. Aber nochmals: Ein Problem kommt nicht nur von den Ahnen. Es hat auch immer etwas mit einem selbst zu tun. Es ist auch das eigene Energiefeld. Ich wurde in dieses Energiefeld hineingeboren, weil es bereits vorher mein Energiefeld war. 

In einer Aufstellung kann es durchaus sinnvoll sein, zu schauen, von welchem Ahnen ein Problem herrührt – sofern es tatsächlich von diesem Ahnen kommt. In einem solchen Fall wird die Problematik als Emotion oder Angstvererbt. Dennoch ist es nicht bloß das ererbte Energiefeld, sondern eben auch meines. 

Das Foto zeigt eine junge Frau mit Fußfessel und dem Schriftzug »Ich kann nichts tun!« - Das Bild illustriert die (scheinbare) Hilflosigkeit vieler Opfer.
Das Bild illustriert unter anderem die (scheinbare) Hilflosigkeit vieler Opfer. Foto: Depositphotos.com

Anja Hadrossek: Ich denke, dass man es sich zu einfach macht, wenn man ein Problem nach außen projiziert und sagt: »Diese Schwierigkeit stammt von meinen Ahnen und dieses Problem kommt von meinen Eltern« und so weiter. Damit leugne ich meine Verantwortung und meine Freiheit, mich für das Leben und für mein Glück zu entscheiden. Stattdessen verharre ich im Rückzug vom Leben und in der Angst. Allerdings ist auch diese Entscheidung in Ordnung. 

Aber zurück zu deiner Frage, ob es möglicherweise richtiger wäre, einer Aufstellung eine Rückführung vorzuziehen. Ich denke, da gibt es kein richtig oder falsch. Man kann auf beiden Wegen zu guten Lösungen kommen. 

Michael Hadrossek: Das denke ich ebenfalls. Manchmal nehme ich während der Aufstellung Sequenzen aus anderen Zeiten und anderen Leben wahr. Das nehme ich als Emotion in mir auf und werde in diese Emotion hineingezogen. Das geschieht nicht nur mit Hilfe von Bildern, sondern auch körperlich. 

Ich spüre dann meist bei der Person, von der diese Emotion stammt, dass sie sie im Bauch wahrnimmt. Meist durchlebt sie das Gefühl in diesem Moment sehr intensiv. Danach ist diese Emotion aus dem Unterbewusstsein an sich erlöst. Sie will nur erlebt und gefühlt werden, damit sie sich befreien kann.

Teil 2 des Gesprächs über den Bezug von Systemaufstellungen zur Selbstliebe lesen Sie ab dem 27. März 2023 auf dieser Website: https://barbara-nobis.de/

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