The Work & Selbstannahme: Die Geschichte der Eule

Eine Geschichte über Energiearbeit – und warum Energiearbeiter/-innen sie oft als anstrengend empfinden
»Energiearbeit ist anstrengend.« Das war einer der Sätze, die ich in einer Sitzung mit The Work von Byron Katie aufgeschrieben habe. Und er hat etwas in mir bewegt. Denn dahinter verbarg sich als weiterer innerer Glaubenssatz der folgende: »Ich muss anders sein, um wirken zu dürfen.« Ich sollte aufgeräumter, lichtvoller, weicher, richtiger sein. Ist das wahr? Muss ich als Mensch, der eigentlich die Energiearbeit mag, mich verbiegen, um einem Ideal gerecht zu werden? Und wird die Energiearbeit auf diese Weise nicht zu einem weiteren Feld des »Nicht-Richtig-Seins«?
Die poetische Geschichte von der Eule und vom Einhorn ist meine Antwort darauf. Sie erzählt von der Sehnsucht, spirituell verbunden tätig zu sein – und der Angst, dabei nicht genug zu sein. Sie handelt von Selbstannahme, innerer Klarheit und der Kraft, sich selbst treu zu bleiben.
„Bleib die Eule“ spiegelt, wie tiefgreifend Byron Katies Work für die persönliche und spirituelle Entwicklung sein kann.
Bleib die Eule: Eine Erzählung zur Selbstannahme in der Energiearbeit von Barbara Nobis
Die Sehnsucht, anders zu sein
Manchmal erscheint jemand in unserem Leben, der alles hat, was wir uns heimlich wünschen: Glanz. Leichtigkeit. Verbindung. Und wir fragen uns: »Sollte ich nicht auch so sein?«
Diese kleine Geschichte handelt von einer Eule und einem Einhorn, das vielleicht einmal ein Esel war. Sie erzählt von Sehnsucht – und von der leisen Entscheidung, sich selbst nicht zu verlieren. Sie wirft ein stilles Licht auf die Frage, ob wir uns in der Energiearbeit selbst verändern müssen, um wirken zu dürfen – oder ob das, was wir sind, schon reicht.
Die Begegnung von Eule und Einhorn
Es war einmal eine Eule. Sie saß still auf einem alten Baum und sah Dinge, die andere nicht sahen.
Sie sah durch Masken hindurch. Sie hörte, was nie gesagt wurde. Sie verstand, ohne zu erklären – wie in einer stillen Form von Energiearbeit, die nicht auf Glanz, sondern auf Klarheit beruht. Eines Tages kam ein Einhorn aus dem Regenbogenland vorbei – glitzernd, schimmernd, mit wallender rosa Mähne und einer Aura aus tausend Düften und Licht.
»Du sitzt da so allein«, sagte das Einhorn. »Komm doch runter und werde eine von uns. Werde ein Wesen des Lichts – und lass uns Freunde sein.«
»Was müsste ich denn tun, um ein Wesen des Lichts zu werden?«, fragte die Eule.
»Och, du müsstest dich ein bisschen anstrengen, um so zu werden wie ich. Sanft, ein bisschen lichtvoller, ein bisschen bunter. Ja, früher – früher war ich mal ein ganz normaler, hässlicher Esel.
Ich war grau und eigenwillig, aber die Wesen aus dem Regenbogenland lehrten mich, meinen störrischen Verstand beiseitezuschieben und ganz, ganz still zu werden. Dafür haben wir Rituale, Übungen, Gesänge und Meditationen. Sie werden auch dir helfen, ein richtiges Lichtwesen zu werden.
Denn nur dann kann die lichtvolle Energie des Regenbogenlandes durch dich hindurchfließen.«

Der Zweifel der Eule
Die Eule flatterte leicht mit den Flügeln – zunächst ein wenig nervös, dann immer trauriger.
Denn eigentlich wünschte sie sich solch einen lichtvollen, bunten Freund.
»Puh«, sagte sie leise, »das kann ich nicht. Und ein Teil von mir will das auch gar nicht.«
»Nun ja, vielleicht ist das dein Ego«, antwortete das Einhorn und stand auf – umgeben von einem Regenbogen und Wolken. Auf ihnen schwebte das Einhorn über dem Boden.
»Ich kann auch fliegen«, sagte die Eule. »Ich bin so geboren worden. Und eigentlich bin ich doch schon still – am Tag, wenn ich ruhe, und nachts, wenn ich beobachte und spüre. Ich glaube, ich muss auch nicht bunter oder lichtvoller werden. Ich muss auch nicht glänzen. Ich bin, wie ich bin. Und das ist gut so.«
Zwei Wege – ein Raum der Begegnung
Die Eule hielt inne. »Kann ich dich trotzdem besuchen im Regenbogenland? Als Gast? Als Freundin?«
Das Einhorn schaute verlegen. »Vielleicht – vielleicht auch nicht. Denn für mich fühlt es sich so an, als gäbe es nur einen einzigen Weg ins Licht. Nämlich meinen.«
»Ja, vielleicht ist das dein Weg«, sagte die Eule. »Aber mein Weg ist anders. Ich sehe. Ich nenne. Ich bleibe.«
Sie sahen sich an: das Einhorn – voller Licht, die Eule – voller Klarheit.
Und weil ihre Flügel vom vielen Reden ganz steif geworden waren, spreizte die Eule sie nun weit.
Da geschah etwas Unerwartetes. Unterhalb ihrer Flügel zeigte sich ein zarter, metallisch-bunter Schimmer.
»Du, du bist ein Einhorn?«, flüsterte das Einhorn.
»Nein«, sagte die Eule, »aber ich trage wohl eins in mir.«
Daraufhin sah das Einhorn auf seinen Huf – und entdeckte dort eine graue Feder. »Und ich«, sagte es, »trage möglicherweise dich in mir. Vielleicht reicht das ja, um gemeinsam ins Regenbogenland zu reisen. Und wenn nicht, dann besuche ich dich.«
Verbindung jenseits der Form
So geschah es. Das Einhorn besuchte ab diesem Tag jeden Abend seine neue Freundin, die Eule. Und dann flogen sie gemeinsam durch die Nacht. Dabei erinnerte die Eule das Einhorn daran, zu sehen und zu wissen – und das Einhorn erinnerte die Eule an die zart schimmernde Gabe des Fühlens. Vielleicht war es genau diese Verbindung – ohne Anpassung, ohne Glanz –, die sie beide tief berührte. Vielleicht war es diese stille Form von Energiearbeit, die nicht mehr tun wollte, sondern einfach wirkte.
Am Ende
Vielleicht – ja, vielleicht sind sie irgendwann gemeinsam ins Regenbogenland gereist. Und am Ende ist es gar nicht wichtig, ob der Esel wirklich ein Einhorn war. Vielleicht zählt nur, dass die Eule blieb, was sie war – und dass jemand sie begleitete, ohne dass sie sich dabei verlor. Bleib die Eule. Das ist alles.
Möchtest du die Geschichte erleben anstatt sie nur lesen?
Es gibt die Möglichkeit, diese Erzählung zur Energiearbeit und Selbstannahme nicht nur lesen, sondern auch hören und sehen. Klicke bei Bedarf auf das Video oder den Link!