Rezension: Unsterbliche Kinderseelen
Lesedauer: | 6 Minuten |
Buchtitel: | Unsterbliche Kinderseelen. Das Abenteuer der menschlichen Seelenreise |
Lesesterne: | **** (4 von 5 Sternen) |
Autor: | Bernard Jakoby |
Rezensentin: | Barbara Nobis |
Mit »Unsterbliche Kinderseelen« wendet sich Bernard Jakoby vor allem an trauernde Eltern
Der Sterbeforscher hat bereits zahlreiche Bücher über die Sterbeforschung veröffentlicht. Allerdings bezogen sich diese Schriften stets auf den Tod erwachsener Menschen. Bernard Jakobys jüngstes Buch »Unsterbliche Kinderseelen« erschien im September 2020. Es richtet sich an jene, die unter dem Verlust ihres Kindes leiden. Lohnt sich der Kauf des Buches?
Trauernde Eltern fühlen sich alleingelassen
Mehr noch als beim Tod eines Partners fühlen sich Menschen überfordert, die ihren Sohn oder ihre Tochter verlieren. Das Geschehen scheint wider die Natur und sinnlos zu sein. Obendrein ziehen sich die Freunde zurück. Einerseits wollen sie niemanden mit dem eigenen Familienglück belästigen. Andererseits erinnert sie der Tod eines fremden Kindes daran, dass auch ihrer Tochter/ihrem Sohn etwas Schlimmes zustoßen könnte. Ganz fatal wäre es, wenn sich ihr Kind in einer Krise das Leben nähme. Nein, davon wollen die meisten nichts wissen. Das gilt auch für die Fehl- und Todgeburten. So können betroffene Familien meist nicht auf Unterstützung und Verständnis hoffen. Bernard Jakoby berichtet in diesem Zusammenhang von einer Mutter. Ihr hatte man gesagt, der Tod ihres Kindes sei nicht das Ende der Welt. Sie habe das Kind doch gar nicht gekannt. Außerdem könne sie mit ihrem Partner weitere Kinder zeugen.
Bernard Jakoby erläutert den Sinn hinter unserem Leben und Sterben
Aus diesem Grund bleiben verwaiste Eltern mit ihrer Trauer und mit ihren Fragen allein: Weshalb musste gerade unser Kind sterben? Geht es ihm gut, dort wo es jetzt ist? Und: Kann mir bitte jemand erläutern, wofür es gut sein sollte, dass mein Sohn oder meine Tochter unsere Familie viel zu früh verlassen musste? Welcher Sinn steckt dahinter? »Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie« sagte einst Viktor Frankl (frei nach Friedrich Nietzsche). Bernard Jakoby ist derjenige, der verzweifelten Hinterbliebenen dieses Warum erklärt. Dafür holt er weit aus und erläutert in gewohnt populärwissenschaftlicher Manier den Sinn hinter unserem Leben und Sterben.
Das kindliche »Ich« wechselt nach dem Tod in das allumfassende Bewusstsein
Zunächst verdeutlicht Bernard Jakoby, dass ein Mensch nach seinem Tod weiterhin existiert – und zwar als unsterbliches Bewusstsein. Dazu bezieht er sich auf einige Physiker, die mittlerweile davon ausgehen, dass das Bewusstsein einer kosmischen Dimension entspricht, die jenseits von Raum und Zeit existiert. Wir Menschen sind also nur der kleine Teil einer größeren Realität. Infolgedessen widerspricht der Sterbeforscher der Auffassung, dass unser Gehirn unser Bewusstsein erzeugt. Möglicherweise tröstet es trauernde Eltern, wenn sie lesen, dass unser menschliches »Ich« jenseits der körperlichen Ebene in ein allumfassendes höheres Bewusstsein wechselt. Dadurch werde seinem Bewusstsein alles Wissen zugänglich. Das »Ich« sei Beobachter und gleichzeitig Erlebender. Das gelte selbstverständlich auch für verstorbene Kinder.
Studien zur Reinkarnation liefern Belege für die Unsterblichkeit der (Kinder)Seele
Bernard Jakoby untermauert diese Aussage unter anderem mit den Ergebnissen bekannter Reinkarnationsforscher. So bestätigten etwa Ian Stevenson und Jim Tucker mit ihren Studien, dass Kinder, die sich an ihr früheres Leben erinnerten, die Wahrheit sagten. Das Phänomen der Reinkarnation, also der Wiedergeburt, korrespondiert mit den Auffassungen einiger Strömungen im Buddhismus und Hinduismus. Demnach dreht sich das Rad vom Geboren-Werden und Sterben solange, bis sich die Seele aus diesem Kreislauf erlöst. Die Seele! Bernard Jakoby widmet ihr ein ganzes Kapitel, um den trauernden Eltern zu erläutern, was er darunter versteht:
Die Seele ist die Lebenskraft und gleichzeitig ausgestattet mit einem endlosen Bewusstsein, ohne Anfang, ohne Ende. Das wird als göttlicher Funke verstanden, wodurch wir nie von unserer geistigen Heimat getrennt sind. Es ist unsere Aufgabe, uns im Laufe unseres Lebens wieder daran zu erinnern
Bernard Jakoby in: Unsterbliche Kinderseelen. 2020, Seite 23
Eltern sollten ihre Trauer vor den Geschwistern eines verstorbenen Kindes nicht verstecken
Wir sind folglich hier auf Erden, um geistig zu wachsen und lieben zu lernen. Wir sind hier, um liebend zu akzeptieren, was ist – zum Beispiel den Tod des eigenen Kindes. Nachdem Bernard Jakoby das Warum des Lebens erläutert hat, geht er auf weitere mögliche Fragen der Eltern ein: Da geht es zum Beispiel darum, dass manche Kinder ihren Tod vorausahnen. Im sechs Seiten umfassenden Kapitel »Die Bewältigung von Tod und Trauer mit Kindern« rät der Sterbeforscher dazu, die Geschwisterkinder in das Geschehen zu integrieren. Was bedeutet das für die Eltern? Sie sollten beispielsweise NICHT ihre Trauer aus falsch verstandener Rücksichtnahme verstecken und die Fragen der Geschwisterkinder altersgerecht, wahrhaftig und direkt beantworten.
Verstorbene Kinder machen auf vielerlei Art auf sich aufmerksam
Darüber hinaus erfahren trauernde Eltern, dass eine Todgeburt, eine Abtreibung oder der Selbstmord eines Kindes Teil eines großen Plans sind, dem die jeweiligen Seelen vorab zugestimmt hatten. Auch gibt es keinen göttlichen Richter, der einen Menschen nach seinem Suizid bestraft. Im Gegenteil. Ein jeder Mensch darf bei seinem Übergang in die Körperlosigkeit auf eine liebevolle Unterstützung durch geistige Begleiter hoffen. Diese Botschaft spendet abermals Hoffnung und Trost.
Im Verlauf seiner vierzigjährigen Tätigkeit sprach der Sterbeforscher immer wieder mit Eltern, die ihm hinter vorgehaltener Hand von einem nachtodlichen Kontakt zu ihrem Kind berichteten. Das zeigt: Nachtod-Kontakte sind laut Bernard Jakoby immer noch tabu. Deshalb widmet er diesem Phänomen ein längeres Kapitel am Ende seines Buches. Dabei zeigt er, dass sich verstorbene Kinder ihren Eltern auf vielen Wegen mitteilen. Das können Geräusche sein, Düfte, Berührungen oder außerkörperliche Erfahrungen im Traum. Durch diese »Lebenszeichen« versuchen die verstorbenen Kinder die Hinterbliebenen zu trösten. Darum ermutigt Bernard Jakoby die Eltern, solche Hinweise nicht als Wunschvorstellung abzutun.
Jedes noch so kurze und schmerzvolle Leben ist sinnvoll
Bei »Unsterbliche Kinderseelen« handelt es sich um ein Buch, dass auf solider Recherche beruht. Hinzu kommen die Berichte, die der Sterbeforscher als Seminarleiter und persönlicher Ansprechpartner trauernder Angehöriger gesammelt hat. Eltern, die sich bisher noch nicht mit dem Sinn und Zweck des Lebens auseinander gesetzt haben, bekommen mit Bernard Jakobys aktueller Publikation zahlreiche Erklärungen zum Warum unseres Daseins. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Nach diesem Prinzip informiert Bernard Jakoby über die zahlreichen Aspekte des Themas »Kind und Tod«. Dabei bauen die Kapitel logisch aufeinander auf und lassen sich leicht verstehen.
Mein Fazit: »Unsterbliche Kinderseelen« von Bernard Jakoby:
Folglich versorgt Bernard Jakoby trauernde Eltern mit einem gut recherchierten Buch. Jedoch hätte das Kapitel zur Bewältigung von Tod und Trauer mit Kindern etwas ausführlicher ausfallen dürfen. Gefehlt hat mir zum Beispiel ein Hinweis auf Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen. Allerdings ist Bernard Jakobys schriftstellerischer Schwerpunkt ein anderer. Er lautet: Jeder Mensch lebt ewig. Daher ist jedes Leben sinnvoll, egal wie kurz und wie schmerzhaft es war!