Rezension: Was ich vom Leben gelernt habe
Lesedauer: | 8 Minuten |
Buchtitel: | Was ich vom Leben gelernt habe. Kindle-Fassung |
Lesesterne: | ***** (5von 5 Sternen) |
Autor: | Oprah Winfrey |
Rezensentin: | Barbara Nobis |
Was Oprah Winfrey vom Leben gelernt hat: Lebens- und Lehrgeschichten – (nicht nur) für spirituelle Leser/-innen
Kurz vor Weihnachten lauschte ich beim Putzen der Wohnung einer leicht hörbaren Lektüre: Oprah Winfrey las auf einem der Streamingdienste aus ihrem Buch »What I know for sure«, vor. Das Buch der damals 60-jährigen Talksshow-Königin erschien im Jahr 2014. Es wurde ein Jahr später in Deutschland unter dem Titel »Was ich vom Leben gelernt habe« veröffentlicht. »Was ich vom Leben gelernt habe« enthält ausgewählte Kolumnen, die die Moderatorin thematisch sortiert darbietet. Diese Beiträge betont die Bedeutung von Werten wie Freude, Dankbarkeit, Stärke und Klarheit als Grundlage eines erfolgreich gelebten Lebens.
Anfangs war ich mir nicht so sicher, ob es bei »Was ich vom Leben gelernt habe« bei einer leicht daherkommenden Putzlektüre bleiben würde. Denn: Auf das erste Hören/Lesen sind Richtlinien wie »Sei dankbar« oder »Lebe in Freude« für spirituelle Menschen nichts Neues.
Eine bemerkenswerte Lektion in Dankbarkeit
Dennoch war es eine Kolumne über die Dankbarkeit, die mich aufmerken ließ. Sie trägt den Titel: »Sag Danke«. Hier erzählt Oprah von einer Situation, in der sie sich elend fühlte und von ihrer Mentorin, der amerikanischen Bürgerrechtlerin Maya Angelou Verständnis erwartet hatte. Jedoch fiel die Unterstützung anders aus als gedacht. Hier die Begebenheit in der übersetzen Kindle-Ausgabe:
»Ich möchte es jetzt von dir hören: Sag laut danke!« Widerstrebend versuchte ich es: »Danke!«, und schniefte noch ein bisschen vor mich hin. »Aber wofür bedanke ich mich eigentlich?« »Du bedankst dich dafür«, erklärte mir Maya, »dass dein Glaube so unerschütterlich ist, dass du nicht daran zweifelst, mit jedem Problem fertig zu werden. Du bedankst dich, weil du weißt, dass Gott auch im größten Unwetter einen Regenbogen in den Wolken erstrahlen lässt. Du bedankst dich, weil niemand ein Problem erschaffen kann, das vergleichbar ist mit dem Schöpfer dieser Welt. Bedank dich!«
Winfrey, Oprah. Was ich vom Leben gelernt habe: Geschenkausgabe (German Edition) (S.92-93). FISCHER E-Books. Kindle-Version.
In »Was ich vom Leben gelernt habe« schimmert eine pragmatische Spiritualität durch
In gewisser Weise klingt an dieser Stelle das Narrativ des amerikanischen Traums durch: Yes, you can! Da scheint es nichts zu geben, was eine Amerikanerin (wie die toughe Oprah) nicht erfolgreich bewältigen könnte. Und es ertönt zugleich jener spiritueller Klang, der immer wieder im Buch hörbar ist.
Wer über die Medien bereits eine Prise von Oprahs Wirken mitbekommen hat, wird um ihre spirituelle Seite wissen. In ihrem Buch berichtet die Autorin, dass sie als Schülerin jeden Sonntag zur Kirche ging. Zudem zählt sie den Baptisten Otis Moss zu ihren Freunden und Mentoren. Es gibt da also eine gewisse Nähe zum Christentum. Zudem zitiert Oprah in »Was ich vom Leben gelernt habe« den einen oder anderen Psalm. Oprahs Lebensweisheiten sind folglich christlich und spirituell grundiert, wobei es sich um eine pragmatische Spiritualität handelt. So schreibt die Autorin:
Eins habe ich vom Leben gelernt: Ohne eine spirituelle Dimension hat das Leben keine wirkliche Bedeutung. Das Spirituelle ist für mich der Kern unserer Identität. Dazu muss man keinem speziellen Glauben angehören. Es ist einfach da. Und der Schlüssel dazu ist der gegenwärtige Augenblick. Das kann uns verwandeln.
Winfrey, Oprah. Was ich vom Leben gelernt habe: Geschenkausgabe (German Edition) (S.157). FISCHER E-Books. Kindle-Version.
Spiritualität bedeutet für Oprah, sich als Teil der universalen Schöpfungsenergie wahrzunehmen
Spiritualität ist für Oprah im Sinne von Eckhart Tolles Buch »Eine neue Erde« die Achtsamkeit. Auf dieses »Im-Hier-und-Jetzt-Sein« als spirituelle Praktik beziehen sich mehrere Artikel in »Was ich vom Leben gelernt habe«. Die Autorin versteht sich darüber hinaus als spirituell, weil sie für sich erkannt hat, dass sie Teil der universalen Schöpfungsenergie ist. Durch das bewusste Atmen im Hier und jetzt nutzt die Moderatorin diese Energie insbesondere in Krisensituation für sich:
»Nichts ist wirksamer, als langsam und tief ein- und wieder auszuatmen. Dadurch lassen Sie los, was Sie sowieso nicht kontrollieren können, und konzentrieren sich wieder auf das, was direkt vor Ihnen liegt.»
Winfrey, Oprah. Was ich vom Leben gelernt habe: Geschenkausgabe (German Edition) (S.239). FISCHER E-Books. Kindle-Version.
Mir scheint, Oprah weiß um den richtigen Umgang mit der Schöpferenergie. Da sie sich als Teil der universellen Lebensenergie fühlt, verschwendet sie mittlerweile möglichst wenig ihrer kostbaren Lebenskraft dazu, um sich gegen die Gesetze des Universums aufzulehnen. Dies kann eine Naturkatastrophe sein, das Altern oder das eigene Gewicht. Oprahs Lebenserfahrungen empfehlen sich den Leser/-innen als Handlungs-Schablone, um sich bewusst für ein Leben im Einklang mit dem Universum zu entscheiden. Dabei hat die Amerikanerin nach eigener Aussage noch etwas Wichtiges vom Leben gelernt: Gott oder die Kräfte der Natur sind auf der Seite des Menschen. Dieses Vertrauen in eine wie auch immer geartete göttliche Schöpferkraft strahlt jede Kolumne aus!
Was Oprah vom Leben gelernt hat: Werde Dir bei Deinen Entscheidungen Deiner unterbewussten Absichten bewusst
Noch etwas Wichtiges vermitteln zwei Kolumnen von »Was ich vom Leben gelernt habe«. Oprah erkannte für sich durch das Buch »Die Spur zur Seele« des Autors Gary Zukav die Bedeutsamkeit der eigenen Intention. Denn: Oft verhindern unbewusste Absichten, dass wir Entscheidungen treffen, die uns schwächen. So berichtet die Moderatorin von ihrer unbewussten Intention, es anderen Menschen stets recht zu machen. Die Folge? Die gut verdienende Moderatorin fühlte sich verpflichtet, stets und ständig den Bitten um eine Spende nachzukommen. Irgendwann fühlte sie sich deshalb ausgenutzt.
Dann jedoch wurde ihr der eigene Anteil in dieser Situation klar: Nicht die anderen, sondern ihre Angst davor, Nein zu sagen, hatten sie in die missliche Lage der ausgenutzten Wohltäterin gebracht. Also setzte sich Oprah mit der Angst auseinander und entschied sich bewusst dafür, für andere nur noch dann aktiv zu werden, wenn sie es gerne tat. Diese Lebensweisheit gibt Oprah ihren Leserinnen weiter:
Eins weiß ich sicher: Egal, in welcher Lage Sie sich gerade befinden, Sie selbst haben entscheidend dazu beigetragen. Mit jeder Erfahrung, jedem Gedanken, jeder Entscheidung formen Sie Ihr Leben. Und hinter jedem Gedanken und jeder Entscheidung stecken Ihre wahren Absichten. Darum frage ich mich vor jeder Entscheidung: Was ist meine eigentliche Absicht? Seit ich die oben zitierte Passage aus ›Die Spur zur Seele‹ gelesen habe, habe ich immer wieder festgestellt, dass die Antwort auf diese Frage ein wichtiger Wegweiser ist. Und auch das Gegenteil stimmt. Wenn Sie nicht nach Ihren Absichten forschen, dann haben Ihre Entscheidungen oft Folgen, die Sie daran hindern, Fortschritte zu machen.
Winfrey, Oprah. Was ich vom Leben gelernt habe: Geschenkausgabe (German Edition) (S.127). FISCHER E-Books. Kindle-Version.
Fazit von «Was ich vom Leben gelernt habe«: Der Motivations-Push für ein bewusstes Leben in Freude
Jeder Artikel von »Was ich vom Leben gelernt habe« strahlt diese vorwärtsdrängende, lebensbejahende, und hemdsärmelige Energie aus. Da ist es wieder, dieses »yes, you can«. (Auch) du kannst es schaffen, aus Zitronen Limonade zu machen. Also tue es! Entscheide Dich für Deine Heilung und wähle Dankbarkeit und (Selbst)Mitgefühl statt Selbstmitleid und Frust. Denn: Du bist auf der Erde, um zu lernen Dir und anderen gut zu tun und das Leben zu genießen.
Mit genau dieser positiven Grundstimmung empfiehlt sich »Was ich vom Leben gelernt habe als Lektüre (nicht nur) für spirituell orientierte Menschen. Das Buch überzeugt, weil da eine lebenserfahrene Frau von all den Fallen erzählt, in die sie in jüngeren Jahren getappt ist. Zugleich vermittelt die Autorin ihren Leser/-innen jene Gedanken, die ihr einst weitergeholfen haben. Insofern ist »Was ich vom Leben gelernt habe« eine leicht verständliche Lektüre und ein Mutmacherbuch. Das Buch empfiehlt sich auch für Spirituelle, die meinen, eigentlich in Sachen Dankbarkeit und Eigenverantwortung Bescheid wissen. Eigentlich. Manchmal bedarf es einer leicht daherkommenden (Putz)lektüre, um sie an lebensförderliche (spirituelle) Weisheiten zu erinnern. 🤗