Die spirituelle Bedeutung der Blumen
Schönheit, die auf das Überirdische verweist
Die vielen Blüten in den Bäumen, an Wegesrändern und in den Gärten im Mai und Juni wirken wie ein farbenfroher Pinselstrich. In katholisch geprägten Gegenden gestalten die Christinnen und Christen anlässlich Fronleichnams Blumenteppiche. Ist das nicht ein guter Anlass, um sich über die spirituelle Bedeutung der Blumen Gedanken zu machen? Schließlich sind Blumen auch im Buddhismus und im Hinduismus Teil vieler Zeremonien. Die Blüten werden Buddha und diversen hinduistischen Göttern als Opfer dargeboten. Jüdinnen und Juden schmücken die Thora-Rollen, den Thora-Schrein sowie die eigenen vier Wände anlässlich des Wochenfestes »Schawuot« mit Blumen.
Darüber hinaus verwenden Yoga-Praktizierende die Lotosblume des Öfteren als Symbol. Warum? Buddhisten und Hinduisten verbinden mit dem Lotos die Reinheit des Herzens. Der weiße Lotos steht außerdem für Hingabe, Schöpferkraft und Erleuchtung. Die Symbolkraft der Blume ergibt sich unter anderem daraus, dass diese Blüte in schlammigen Gewässern wächst, ohne schmutzig zu werden. Darum sprechen Experten vom Lotoseffekt: Aufgrund der Oberflächenstruktur der Blüten perlen Schlamm- und Schmutzpartikel bei dieser Wasserlilie einfach ab. Aus diesem Grund kann sie sich auch des Nachts unter die Wasseroberfläche begeben, um am Morgen erneut ohne jeden Makel aufzublühen. Der Lotos ist ebenfalls für Hinduisten und Buddhisten spirituell bedeutsam, weil sie aus den Kernen des Lotos Malas (Gebetsketten) herstellen.
Ergo: Wo Blumen blühen, bringt der Mensch dieses Ereignis mit einer höheren Macht in Verbindung. Manche nennen sie Gott. Die Griechen schufen sich sogar die Blumengöttin Flora, die zugleich als Schutzpatronin der Fruchtbarkeit galt – und somit auch des Lebens.
Blumen verweisen auf ein göttliches Ordnungsprinzip, was ihnen spirituelle Bedeutung verleiht
Blumen symbolisieren nicht nur das blühende Leben; sie sind auch schön anzuschauen. Woran das liegt? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Zahl der Blütenblätter, die eine Blume ausbildet, der so genannten Fibonacci-Folge entspricht. Wenn Sie eine Zahl der Fibonacci-Folge durch die nächst kleinere Zahl teilen, werden Sie als Ergebnis 1,618033 … erhalten. Diese Zahl entspricht dem Teilungsverhältnis des Goldenen Schnitts, den Künstler als wichtiges Gestaltungsprinzip schätzen. Die harmonischen (göttlichen) Proportionen in der Pflanzenwelt scheinen uns Menschen daran zu erinnern, dass unser Dasein einen Sinn hat. Wie die Blumen sind auch wir eingebettet in den Kreislauf des Werdens und Vergehens. Das macht die Blumen für uns spirituell bedeutsam.
Die »Blume des Lebens« steht für die göttliche Ordnung und unendliches Leben
Als Symbol eines wiederkehrenden Lebens mit Sinn und Plan gestalteten Menschen an den verschiedensten Orten der Welt bereits vor Jahrtausenden die »Blume des Lebens«. Die Zeichnung, die einer perfekt geometrischen Blüte zu entsprechen scheint, besteht aus 19 Kreisen. Das Kunstwerk »Blume des Lebens« gilt wie die Blumen als spirituell bedeutsam: Da die Struktur der Zeichnung auf der heiligen Geometrie beruht, sind manche Menschen davon überzeugt, dass die »Blume des Lebens« harmonisierende und lebensschützende Energien ausstrahlt. Deshalb gestalten sie mit der »Blume des Lebens« Untersetzer, auf denen sie beispielsweise Wasserkaraffen platzieren. Sie glauben, dass die »Blume des Lebens« negative Schwingungen transformiert und positive, lebenserhaltende Impulse verstärkt. Hier zeigt sich die spirituelle Bedeutung der Blumen im Alltag.
Bücher, die auf die spirituelle Bedeutung der Blumen verweisen
Kommen wir zurück zu den realen Blumen, denen einige Menschen bestimmte Schwingungen zuordnen. Eine von ihnen war Mirra Alfassa (1878 – 1973), die spirituelle Gefährtin des indischen Mystikers und Yogalehrers Sri Aurobindo. Mirra Alfassa war überzeugt davon, dass Blumen mit uns Menschen reden, sofern wir ihnen zuhören. Allerdings habe eine Blume keine Entsprechung zum mentalen Bewusstsein. Deshalb sei die spirituelle Zuordnung, die sie den fast neunhundert Blumen gegeben habe, eher eine Annäherung. So soll eine bestimmte rosafarbene Dahliensorte für eine seelische Würde stehen. Diese weist alles zurück, was erniedrigt oder herabwürdigt. Interessenten können dies nachlesen im Ebook »Die spirituelle Bedeutung der Blumen« .
In ihrem lebendig geschriebenen Buch »Der Seele einen Garten schenken. Vom Zauber der Blumen und einfachen Dingen« berichtet Marion Küstenmacher davon, dass die Form der Akelei an die Dreieinigkeit Gottes erinnert. Nach Aussage der evangelischen Theologin nutzte bereits Hildegard von Bingen den Honig der Akelei als Medizin gegen Halsschmerzen und Mandelentzündung. Zudem findet Marion Küstenmacher ein sehr schönes Bild für den Prozess des Erwachens: Sie vergleicht ihn mit einer Apfelblüte, die sich zunächst in eine bittere, grüne Knolle verwandelt, bevor all das Verhärtete zu einem großen, süßen Apfel reift.
Auch der Sufismus, diese mythische Ausprägung des Islam, beschreibt den Prozess des Erwachens anhand einer Pflanze; es handelt sich um die Rose. Demnach erwarten den Wahrheitssuchenden zunächst die Dornen am Stängel, der zur Rosenblüte führt. Diese gilt als Symbol der Wahrheit, als Trägerin des Duftes der Erkenntnis. (siehe: Umgekrempelt. Wenn Menschen dem Ruf der Liebe folgen.)
Blumen erhalten eine spirituelle Bedeutung, weil sie uns an Heilige und Propheten erinnern
Muslime schreiben rote Rosen dem Propheten Muhammad zu. Dagegen sehen Christen in einer weißen Rose vorzugsweise ein Symbol für die Gottesmutter. Der Jungfrau Maria werden darüber hinaus auch Lilien, Veilchen und Gänseblümchen zugeordnet. Beginnen wir mit einer weißen Lilie, der so genannten Madonnenlilie. Sie symbolisiert wie der Lotos die Reinheit des Herzens. Nicht ganz so spektakulär scheinen die Gänseblümchen zu sein, die ebenfalls der Gottesmutter gewidmet sind. Sie charakterisieren Marias christliche Tugend der Bescheidenheit.
Bei der Recherche zur spirituellen Bedeutung der Blumen stieß ich auf eine Blume, die in ihrer Symbolik eine gewisse Nähe zu meinem Buch UMGEKREMPELT aufweist: Es handelt sich um die Freesie. Dieses südafrikanische Schwertliliengewächs lässt jedweden Heiligen außer Acht und verweist direkt auf das höchste Ideal, das wir Menschen anstreben können. Sie erinnert an uns an die allumfassende, bedingungslose Liebe sowie an die Unschuld. Um uns dieser zu nähern, können uns neben den süß duftenden Freesien auch andere Blumen dienlich sein – nämlich als Meditationsobjekt.
Blumen werden spirituell bedeutsam, wenn wir sie als Meditationsobjekt nutzen
So riet der spirituelle Lehrer Eckhart Tolle in seinem Online-Vortrag »How do I keep from being triggered« dazu, des Öfteren mal eine Blume zu betrachten. Blumen als Teil der Natur können uns Menschen dazu dienen, gegenwärtig zu sein und zur Stille zu finden. Laut des Mystikers Tolle lieben es Blumen, wenn wir ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken.
[…] Die Blume ist sich ihrer Schönheit nicht bewusst. Sie ist einfach. Und wenn Sie Ihr Bewusstsein mit dem Bewusstsein der Blume vereinen, bekommt die Blume einen flüchtigen Blick auf sich selbst. Das ist so, weil das physische Getrenntsein von Dingen nicht wirklich existiert. […] Wenn sich also der Mensch der Natur bewusst wird, wird sich auch die Natur ihrer selbst bewusst. […] Ob das wahr ist oder nicht, müssen Sie für sich selbst herausfinden, indem Sie in der Natur aufmerksamer sind und ehren, was da ist. Habe soviel wie möglich mit der Natur Kontakt, ohne jedoch das Verstandeswissen zu bemühen.
Eckhart Tolle in: How do I keep from being triggered
Darüber hinaus empfiehlt Eckhart Tolle, Blumen und anderen Dingen durch die Namensnennung kein Konzept aufzudrücken. Ein Kind würde genau diese Verstandeskonzepte verinnerlichen, wenn der Erwachsene erkläre, dass eine bestimmte Blume eine Rose sei. Besser wäre es zu sagen, dass diese Blume Rose genannt werde.
[…] Die Blume hat eine Tiefe, die völlig verdeckt wird, wenn Sie den Namen der Blume für die Blume halten. Wenn Sie eine Blume wirklich sehen wollen, entfernen Sie alle Verstandesetiketten und seien Sie gegenwärtig. Betrachten Sie die Blume aufmerksam – jedoch ohne Ihren Bildschirm der Konzepte. Es geht um diese Präsenz, damit sie da ist, wenn sich der Schmerzkörper zeigt.
Eckhart Tolle in: How do I keep from being triggered